Mittwoch, 8. August 2007

Statistik

Reisedauer inkl. An- und Abreise mit der Bahn:
65 Tage

Gesamt zurückgelegte Fahrradkilometer (ohne die "Stadtrundfahrten"):
5149 km

Gesamt erklommene Höhenmeter (ohne die "Stadtrundfahrten"):
50452 m

Zeit auf dem Fahrrad (ohne die "Stadtrundfahrten"):
254:16 h

Längste Etappe:
234 km

Maximale Getränkeaufnahme pro Tag:
ca. 14 Liter (ein sonniger Tag in Schweden, sonst meist so um die 8 Liter)

Maximale gefahrene Steigung mit vollem Gepäck (35kg):
16% geschottert, 20% geteert

Maximale gefahrene Steigung mit reduziertem Gepäck (24kg):
18% geteert

Maximale gefahrene Steigung ohne Gepäck:
23% geschottert

Längster Tunnel:
7 km

Schönster Moment der Reise:
Die letzten zehn Meter bis zur Weltkugel am Nordkap

Sonntag, 5. August 2007

65 Rückreise nach Deutschland

Wetter: sonnig
Tageskilometer: 48
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 5149
Tages-Fahrzeit :2:14 h
Gesamte Fahrzeit: 254:16 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 21,5km/h
Tageshöhenmeter: 405
Gesamt Höhenmeter: 50452
Maximalpuls: 173
Durschnittliche Pulsfrequenz: 143


Nach einem frühen Frühstück, geht es um halb acht von der Fähre. Mit der S-Bahn geht es zunächst nach Hjørring. Dort stellt sich aber heraus, dass es keinen Zug gibt. Auf der Fähre hatte ich einen Radler aus Dortmund getroffen und wir beschließen zunächst bis Aalborg mit dem Fahrrad zu fahren und es dort nochmal zu probieren.

Die Strecke ist erstaunlich flach, auch wenn man das natürlich vorher weiß, ist es nach der Achterbahn auf den flachen Stücken Norwegens doch erstaunlich. Allerdings gibt es durchaus ordentlichen Gegenwind und so ist das doch ein angemessener Abschluss für diese Tour...
Zwischendurch beschließe ich, doch mit dem Fahrrad die 450 Kilometer bis zur deutschen Grenze zu fahren. Zug fahren mit dem Fahrrad macht sowieso keinen Spaß und mit zwei großen oder drei vernünftigen Etappen ist die Strecke zu bewältigen. Dann kann ich sogar noch was von Dänemark anschauen.

Ich mache mich mit etwas schnellerem Tempo davon. Aber irgendwie macht es nicht so richtig Spaß. Außerdem ist der Puls so um die 15 Schläge zu hoch. Ob da noch die Erkältung drin steckt, oder ob ich zu wenig geschlafen habe weiß ich nicht. Vielleicht bin ich auch einfach schon auf Heimreise eingestellt.

So kommt es, dass ich den Radler aus Dortmund am Bahnhof in Aalborg wieder treffe. Dort buche ich ein Ticket bis Hamburg, was sich als recht aufwendig erweist, weshalb ich auch den Rest erst in Hamburg buchen will.
Schließlich bekomme ich mein Ticket und fahre zunächst mit dem Zug nach Fredericia, wo ich in den Zug nach Hamburg umsteige.

Nachdem ich meinen Platz schon eingenommen habe kommt der dänische Schaffner und sagt, dass in diesem Zug eigentlich keine Fahrräder mitgenommen werden. Ich zeige ihm mein Ticket, er telefoniert, es dauert, irgenwann kommt er wieder zurück und sagt, dass das die bei der Buchung wohl einen Fehler gemacht haben.

Da aber genug Platz ist, und es eigentlich kein Problem ist, könne ich mitfahren, nur müsste der Schaffner am Grenzübergang, wenn der Zug dem deutschen Personal übergeben wird das neu entscheiden. Na sowas. Da habe ich ein gültiges Ticket, habe es auch bezahlt und dann so ein Stress. Naja, er nimmt mich ja mit also alles in Ordnung.

An der deutschen Grenze spricht der dänische Schaffner kurz mit dem deutschen, der meint aber nur in diesem Zug gebe es keine Fahrradmitnahme ich solle aussteigen.
Ich zeige ihm mein gültiges Ticket, erkläre ihm, dass der Regionalzug von Padborg keine Alternative für mich sei, da ich dann meinen Anschlusszug verpassen würde und wohl die Nacht auf dem Bahnhof in Hamburg zubringen müsste, und dass ich den Zug deshalb nicht verlassen würde.

Außerdem gibt es sicherlich keinen technischen Hintergrund, denn schließlich bin ich bereits über eine Stunde mit diesem Zug auf der dänischen Seite gefahren.
Dann kommt ein anderer Herr, der sich nicht vorstellt, sondern mich nur auffordert den Zug zu verlassen, da es hier keine Fahrradmitnahme gäbe.

Ich erkläre ihm was ich dem Schaffner erklärt habe, und Frage wo eigentlich das Problem sei, da ich doch auch in Dänemark mit dem Zug gefahren sei.

Der Herr, der sich auf Nachfrage als Zugchef Herr Franz vorstellt, kann nichts wirklich substanzielles dazu sagen, sondern sagt, dass ich aus Sicherheitsgründen den Zug verlassen müsse.

Aha, Sicherheitsgründe. Ich sage ihm, dass ich ein gültiges Ticket habe und den Zug nicht verlasse. Er meint, ich hätte mein Ticket bei der dänischen Bahn gekauft, das hier sei die deutsche Bahn, da hätte er nichts mit zu tun. Aha.

So geht die Diskussion einige Minuten. Die Sturheit, und auch die Art und Weise wie der Zugchef des Zuges EC 387 Herr Franz nicht im geringsten im Sinne des Kunden zu einer Lösung des durch die Bahn (ob dänisch oder deutsch) verursachten Problems beitragen will ist mir unverständlich.
Ich habe mich später erkundigt, er hätte mich sehr wohl mitnehmen können, wenn er gewollt hätte.

Die Diskussion erreicht irgendwann den Punkt, wo ich entscheiden muss ob ich mich auf eine Konfrontation mit aller Konsequenz einlasse. Ich bin natürlich sehr wütend über soviel Kundenverachtung, aber die einzige Möglichkeit ist sich auf die Konfrontation mit der Bahnpolizei einzulassen.

So frage ich Herrn Franz, den Zugchef des Zuges EC 387 nochmal ob er mich trotz gültigem Ticket aus dem Zug wirft. Er bejaht das vor sämtlichen Reisenden die noch im Abteil sitzen als Zeugen, und so verlasse ich den Zug.

Dem Radler aus Dortmund geht es genauso, er hat wohl etwas weniger diskutiert, denn er steht schon auf dem Bahnhof.

Ich kann nur sagen, wenn man die Möglichkeit hat zu fliegen, sollte man dies tun. So schön Bahnfahren theoretisch sein kann, in der Praxis ist das zumindest in Deutschland unerträglich.
Und mit dem Fahrrad kann man es ganz vergessen, am besten man fährt die Strecken mit dem Rad.

Mit dem Regionalzug geht es nach Hamburg. Dort stehe ich erst mal 20 Minuten in der Schlange vor dem Ticketschalter, um dann zu erfahren, dass es keine Züger mehr gibt, in denen ich mit dem Rad mitfahren kann. Außerdem wieso ich wohl so spät käme, und ob ich denn nicht wüsste, dass man Fahrradplätze sowieso einen Tag vorher reservieren muss. Die arrogante Frechheit der Dame am Ticketschalter bringt mich innerlich zum Kochen, aber ich bleibe erstaunlich ruhig.

Das Fazit ist, ich kann versuchen um viertel vor Elf mit einem Zug über Dortmund nach Frankfurt zu fahren, allerdings kann sie nicht feststellen ob dort ein Fahrradplatz wäre, und wenn hängt es von der Gnade des Zugpersonals ab, ob sie mich mitnehmen oder nicht. Wenn sie mich nicht mitnehmen, ist es natürlich zu spät für morgen eine Fahrradreservierung vorzunehmen, da dann der Ticketschalter zu hat, so dass ich nach Bahnlesart korrekt erst am übenächsten Tag fahren kann. Das ist schlicht krank.

Ich buche das Ticket für den Zug natürlich nicht, denn die Freundlichkeit des Zugpersonals habe ich heute schon kennengelernt und darauf möchte ich nicht bauen. So warte ich also von neun bis kurz vor elf, und hoffe einen Platz im Zug zu bekommen. Die Fahrkarte kaufe ich dann ggf. im Zug.

Auf dem Bahnsteig treffe ich auch den Radler aus Dortmund wieder. Als der Zug ankommt, bekommen wir tatsächlich die Möglichkeit in den Zug einzusteigen, allerdings hat man das Gefühl, man müsste sich unglaublich dafür bedanken, dass die so gnädig sind und einen mitnehmen. Der Ticketpreis im Zug ist übrigens ein Drittel höher als am Schalter. Aber ich hatte ja keine andere Möglichkeit.

Morgens irgendwann nach 7 komme ich in Frankfurt an. Ich habe gerade noch genug Zeit den Zug nach Gießen zu erreichen. Der hat keinen Fahrradwagen, und so stelle ich mein Fahrrad in den Gang, und bin gespannt was jetzt noch kommt.

Als der Schaffner kommt und ich die Fahrkarte kaufen will erklärt er mir, dass dies kein Zug der Deutschen Bahn sei, sondern vom RMV und dass die deutsche Bahn diesen Zug nur bewirtschaftet. Aha. D.h. aber auch, dass er mir keine Fahrkarte verkaufen darf. Sondern dass ich nun ein Schwarzfahrer sei und 40 Euro bezahlen müsse. Die Fahrkarte hätte ich wie bei der S-Bahn am Automat ziehen müssen.

So so, zuerst bin ich unangenehm überrascht, dann finde ich es nur noch grotesk. Wenn man nicht gerade jeden Tag diese Strecke fährt, wie soll man da wissen wo die Bahn “Bewirtschafter” und wo Betreiber ist, und wieso kann man einmal Tickets kaufen und ein andermal nicht, und wie hätte ich den Zug noch kriegen sollen, wenn ich erst das Ticket noch hätte kaufen müssen, und wieso ist die Banane krumm?

Ich zahle den Preis für die Fahrkarte an, gebe ihm meine Personalien, und warte auf die Rechnung über die 40 Euro, um Einspruch dagegen einlegen zu können... So reist man heute mit der Bahn.

Nochmal, Bahnreisen mag in der Theorie klasse sein, in der Praxis ist es zum Kotzen. (der Ausdruck mag mir hier nach dieser Odyssee erlaubt sein). So werde ich mein Urlaubsende damit verbringen Beschwerden und Einsprüche an die Deutsche Bundesbahn und den RMV zu schreiben. Vielen Dank.

In Gießen angekommen, kommen nochmal 10 Kilometer mit dem Fahrrad, auf die ich mich wirklich gefreut habe, und genauso wie die Reise begonnen hat endet sie auch.
Gut 65 ereignisreiche Tage fühlen sich erstaunlich kurz an. Ich habe das Gefühl erst vor einer Woche losgefahren zu sein.

Wie auch immer jetzt erst mal schlafen und dann waschen und wieder schlafen.
Die Waage von der Austarierung der Gepäcktaschen steht noch da, und so muss ich feststellen, dass ich doch 6 Kilo abgenommen habe. Da man es gar nicht so sieht, muss ich wohl doch mehr “Reserven” gehabt haben, als ich mir zugegeben habe...

64 Bergen - Hirtshals

Wetter: sonnig


Kopf und Geldbörse sind leer. Heute geht es nach Hause. Mit der Cololine Fähre geht es von Bergen mit einem Zwischenstop in Stavanger nach Hirtshals in Dänemark.

Morgens will ich eigentlich noch einen Blick ins Bryggenmuseum werfen, aber das ist der erste Ort wo man seltsamerweise nicht mit irgendeiner Karte bezahlen kann und ich habe keine Kronen mehr. Die 45 NOKs tauschen ist mir zu teuer, dafür bin ich zu geizig, so verschiebe ich diesen Besuch auf meinen nächsten Norwegentrip und radle noch etwas durch die Stadt, da sowieso die Sonne scheint.

Ich checke recht früh auf der Fähre ein, was sich als Fehler erweist. Denn die Colorline erhöht ihr sowieso schon großzügiges Sponsoring der Überfahrt von 75% nochmal auf 100%!! Allerdings habe ich da schon bezahlt, und am Checkin finden sie keinen Weg das wieder zurückzuerstatten. So bleibt es bei 75%, was aber klasse ist, denn ich bekomme eine schöne Außenkabine! Herzlichen Dank von hier an die Colorline!! (und auch an die Sanne für deinen Einsatz!)

Am Checkin fährt mir noch ein ungeduldiger deutscher Autofahrer mit dem Auto von hinten in die Beine. Wie dämlich kann man eigentlich sein? Es ist zum Glück nicht viel passiert, aber er entschuldigt sich nicht ein mal sondern bleibt einfach im Auto sitzen. Ich sage ihm die entsprechenden Worte und schreibe mir sein Kennzeichen auf. Aber wie gesagt ist nicht viel passiert, also egal.

Von Bergen fährt die Fähre zunächst nach Stavanger. Dort kann man ein bisschen beim Beladen zuschauen, was Spaß macht, vor allem wenn man hoch auf dem Aussichtsdeck steht und ein leckeres Getränk in der Hand hat.

Abends entschwindet die norwegische Küste langsam in der Dämmerung. Eigentlich ein schöner Abschluss für die Reise, viel besser als mit dem Flugzeug plötzlich wieder in einer anderen Welt zu landen (natürlich ist es eigentlich nur ein anderes Land...)

Damit ist die Tour fast beendet. Morgen kommt noch das stressige Zugfahren, und dann ist erst mal Schluss.

Freitag, 3. August 2007

62/63 Stalheim - Bergen

Wetter: bewölkt, Regen

Mit dem Bus geht es morgens nach Fløm. Die Strecke hat kurz hintereinander zwei lange Tunnel von 6 und 11 Kilometern länge, die man nicht mit dem Fahrrad fahren darf. Zu allem Überfluss geht es in den Tunneln auch noch bergauf. Nachdem wir über zehn Minuten in dem langen Tunnel gefahren sind, bin ich recht froh, dass ich mich hier an das Gesetzt gehalten habe...


In Fløm muss man für die Tickets zur Eisenbahnstrecke nach Myrdal Schlange stehen. Allerdings habe ich Glück, denn für die Reisenden nach Bergen gibt es einen extra Schalter, so dass ich sogar mit dem nächsten Zug fahren kann (gewöhnlich bekommt man Tickets für den übernächsten oder einen noch späteren Zug).


Das Fahrrad muss ich abgeben, und da ich im Wagen sitze, indem auch die Fahrräder untergebracht sind, kann ich schon beim Losfahren sehen, dass die Bahner es irgendwie geschafft haben die Kette von den Ritzeln zu wurschteln. Zugegebenermaßen müßte ich die Kette etwas nachspannen, aber wie die das durch einfaches in den Zug schieben geschafft haben ist mir unklar.


Anyway, die Fahrt ist sehr schön, die stärkste Steigung 55% und es gibt ordentlich was zu gucken. Einen mächtigen Wasserfall gibt es auch auf der Strecke, dort gibt es einen kurzen Halt an einer Aussichtsplattform (und eine kleine Showeinlage).











Von Myrdal aus geht es weiter nach Bergen. Obwohl diese Strecke nicht so berühmt ist, steht sie der vorherigen kaum nach, außer, dass die Strecke nicht so steil ist. Die mit der Flømbahn gewonnenen Höhenmeter werden nur ganz langsam wieder aufgegeben, so dass wir in einer dieser typischen Hochebenen fahren.






Schließlich geht es am Fjord entlang nach Bergen. Nach drei Stunden Bahnfahrt bekomme ich mein Fahrrad in Bergen am Bahnhof wieder, und nachdem die Kette wieder auf Ritzel und Kettenblatt läuft (und meine Hände schwarz und fettig sind), kann ich eine erste Erkundungstour durch Bergen fahren.
Entgegen den Angaben im Reiseführer hat Bergen doch eine stattliche Zahl von älteren Holzhäusern, die einen bzw. zwei recht schmucke Stadtteile formen.
Es gibt einige interessante Kirchen, darunter eine große Backsteinkirche und natürlich den Dom, der allerdings wenig spektakulär ist.




Natürlich fahre ich mit der Fløybahn auf den Aussichtspunkt und schaue mir die Stadt von oben an. Das Wetter ist, wie es sich für Bergen, die Stadt des Regens gehört, etwas regnerisch.


Nach dem Einchecken im Hotel, wo ich ein sensationelles Zimmer bekomme, gönne ich mir in der Stadt das zweite Bier der Tour.








Die Wirkung ist deutlich spürbar, die Musik ist gut, das Essen ist sehr gut. Bergen ist wirklich eine sehr lebhafte Stadt, Restaurants und Cafes ohne Ende, Einkaufsmöglichkeiten wie in einer ordentlichen Stadt üblich, Lebensmittel rund um die Uhr, und wenn man um elf abends nochmal weggeht, hat man keine Probleme einen Ort zu finden wo man ein Bier trinken kann.



63 Donnertag 02.08.2007


Wetter: bewölkt, teils starker Regen


Da die Lage des Hotels optimal ist, kann ich mir ohne großen Aufwand alles anschauen. Unter anderem die Festung Holmen mit der Håkonshalle, dem mittelalterlichen Königssaal. Und natürlich Bryggen, den alten durch die Hansezeit geprägten Stadtteil.
Viel Zeit verbringe ich im Hotelzimmer, und genieße den Luxus der schönen Aussicht mitten im Geschehen.

Dienstag, 31. Juli 2007

61 Stalheim

Wetter: bewölkt, leichter Nieselregen



Das Frühstücksbuffet ist klasse, und mein Tagesplan heißt sitzen und gucken. Ich gebe zu, dass ich mit dem Gedanken spiele, den Schlussanstieg von gestern heute nochmal zu probieren.

Ich merke, dass die Reise jetzt einfach zu Ende ist, auch wenn ich noch etwas Zeit hätte um noch das eine oder andere in Südnorwegen zu besichtigen. Aber das wird Teil einer weiteren (deutlich kürzeren) Reise. Die wird auf jeden Fall nicht mit dem Fahrrad stattfinden!

Morgen geht es mit Bus und Bahn nach Bergen. Das war sowieso so geplant, denn ich möchte natürlich auch die Flømbahn fahren. Und dann ist Schluss. Fähre oder Flugzeug, dann eine Woche Erholung zu Hause, Fahrradpflege und Erkältung auskurieren, Volkornbrot und Pfefferminztee...

Das mit dem Schieben nagt an mir, wenn's auch nur wenig war, Schieben ist Schieben. Als auch noch die Sonne kurz zwischen den Wolken hindurchschaut, siegt der Ehrgeiz über die Vernunft. Ich ziehe meine kurze Radhose an, mache eine Trinkflasche halb voll und gehe zu meinem Fahrrad. Da ich den Tunnel nicht fahren darf, dort “heavy traffic” ist “not allowed, no way”, fahre ich nicht die “flache” Seite herunter, sondern die Serpentinen. Dort kommen mir Menschenmassen entgegen und ich frage mich schon wie ich durch die hindurch fahren soll.





Das Schild zeigt 18% über 1,6 Kilometer, und dort herunterzufahren ist fast genauso anstrengend wie hochfahren (laut Fahrradcomputer schwankt es zwischen 15% und 20%. Ich zähle die Serpentinen um es mir beim Hochfahren einteilen zu können, es müssten so um die knapp 15 sein (Es sind 13, wie ich jetzt weiß). Ich nehme mir vor erst 4 am Stück, dann einmal drei, wenn's geht zweimal, und dann immer zwei.

Allerdings komme ich nur 6 Serpentinen weit hinunter, und dann bietet sich dieses Bild:




Manchmal ist das Schicksal schlauer wie man selbst. Der Weg ist nicht nur für Fahrradfahrer zu steil, sondern auch für die Busse. Einen hat es hier erwischt, und der ganze Weg steht voll mit den Bussen dahinter. Hier kann ich weder hoch noch runter fahren.

Aber seltsamerweise muss ich das gar nicht mehr. Die Tatsache, dass sogar der Bus hier nicht hochgekommen ist, gibt mir irgendwie das Gefühl, dass es in Ordnung war hier ein Stück zu schieben. Diese Straße ist einfach die Grenze von dem was geht. Der Trollstigen ist dagegen eine holländische Flachetappe.

Ich gehe die sechs Serpentinen wieder hinauf und hole die Kamera um das fotografisch zu dokumentieren. (Es tut mir leid für den Busfahrer (und den Busunternehmer, der den Stress und die Kosten hat...), aber selten hat das Pech eines anderen so zu meinem Wohlbefinden beigetragen).
Nachdem ich die Bilder gemacht habe schiebe ich noch eine Serpentine hinauf, und da sich die Völkerwanderung, bestehend aus den Businsassen der am Hang stehenden Busse, etwas gelichtet hat, steige ich auf's Fahrrad und fahre die restlichen Serpentinen im 3. Gang hoch. Die Italiene,r die sich zu Fuß den Berg hochschleppen zeigen mir den Vogel oder feuern mich an.
Warum ich so grinsen muss beim Fahren verstehen die natürlich nicht, aber ich merke einfach, dass der Berg ohne Gepäck “lässig” drin ist. Nachdem ich in den 2.Gang zurück muss, schalte ich hoch und sprinte das letzte Stück im stehen, hier sind es nur noch so zwischen 12 und 15 Prozent.

So kommt endlich wieder die Zufriedenheit zurück, die mir gestern verloren gegangen ist, und ich muss mich nicht auf einer 5000 Kilometer Tour wegen 1,5 Kilometern grämen. Diese Straße ist die Grenze, aber ohne Gepäck und einigermaßen frisch kann ich man sie fahren, auch wenn es eine Tortur ist. Auch für die Busse ist die Straße grenzwertig, normalerweise kommen sie hoch, aber wenn der Fahrer einen Fehler macht dann eben nicht.

Wie auch immer, jetzt ist Schluss mit Fahrradfahren.

Der Gedanke übrigens, dass man hier oben abgeschieden von der Welt sei (ich musste anfangs an den “Zauberberg” von Thomas Mann denken, fehlt nur noch der Doc, der einen krankschreibt) erweist sich schnell als Irrtum.
Auch wenn durch die Blockade in den Serpentinen heute nicht so viele Busse kommen, so kommen doch Schubweise immer wieder Horden von Menschen in die Panoramalounge und den Aussichtspunkt davor. Auf dem Parkplatz vor dem Hotel werden die Busse durch einen Anweiser geparkt.



Manchmal sitzt man aber auch praktisch allein in der Lounge, mit der fantastischen Aussicht auf das Tal.



Theoretisch gibt es hier sogar WLAN für mein Laptop aber das funktioniert momentan nicht, ist nicht das erste mal auf der Reise und hier oben fast schon angenehm. Genauso wie die Tatsache, dass es hier keine Fernseher auf dem Zimmer gibt, dafür aber sehr große Fenster...

Blick aus dem Zimmer:


Blick vom Aussichtspunkt vor dem Hotel:

60 Kaupanger - Stalheim

Wetter: bewölkt, leichter Nieselregen
Tageskilometer: 76
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 5101
Tages-Fahrzeit :3:39 h
Gesamte Fahrzeit: 252:02 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 20,8km/h
Tageshöhenmeter: 1663
Gesamt Höhenmeter: 50047
Maximalpuls: 177
Durschnittliche Pulsfrequenz: 131

Heute gab es nochmal vier Höhepunkte dieser Reise, einer ist auch gleichzeitig ein Tiefpunkt.

Nachdem es ein Missverständnis mit meiner Zimmerwirtin bezüglich der Abfahrten der Fähre gab, was ich aber abends noch rausfinde, da ich glücklicherweise Internet auf dem Zimmer habe, denke ich mir “slow down things a little bit” und beschließe lange zu schlafen, keine Tunnel zu fahren und stattdessen mit der Fähre um 10 von Kaupanger nach Laerdal zu fahren.

Ich bin überpünktlich, eine halbe Stunde zu früh, die Fähre hingegen ist ein ganzes Stück zu spät, so dass ich schon zweifle ob die überhaupt noch fährt, da es ja mittlerweile eine andere Strecke mit kurzer Fähre und Tunnel gibt. Schließlich kommte sie aber doch, und die Fahrt durch den Laerdalfjord ist sehr sehr schön.

Von Laerdal geht es zunächst über die 5 und dann die E16 Richtung Oslo. (auch nur noch drei Tagesetappen weg, bin schon ganz schön weit im Süden...). Ziel ist Borgund, wo die am besten und originalsten erhaltene aller Stabkirchen steht.

Es geht zunächst recht flach durch ein sehr enges Tal mit mächtig Steil aufragenden Berghängen zu beiden Seiten. Nachdem das Tal zu Ende zu sein schein, geht es recht schmal zwischen zwei Bergen hindurch in ein weiteres Tal, hier steigt die Strecke mit einer Steigung so um vier, fünf Prozent ziemlich konstant an. Die wird einfach weggeschaltet. Ich glaube mittlerweile kann man mich nachts um drei auf's Fahrrad setzen und ich würde einfach losfahren, egal ob bergauf, gerade oder bergab, die Beine arbeiten wie von selbst, völlig losgelöst vom Rest.

Nach einer Weile gelangt die Straße an einen Tunnel und ein Schild verweist auf die “historic road”. Die war weder im Reiseführer erwähnt, noch auf der Karte verzeichnet. Ich zögere kurz, “historic” kann auch heißen “extrem steil”. In diesem Falle aber nicht, und es stellt sich heraus, dass einer der schönsten Streckenabschnitte der Reise überhaupt kommt. Eng am Fels entlang, auf der anderen Seite der Fluß, wild und teils reißend, dann wieder steiler wilder Berghang. Fantastisch! An einer Stelle hat der Fluß eine tiefe Schlucht gegraben, das Wasser ist glasklar, und bricht sich an den Stellen wo durch die Unebenheiten im Untergrund Wirbel entstehen seltsam weich und rund.

Es geht ständig bergauf, am Ende der zehn Kilometer bis Borgund recht steil mit ca. 8%, aber die Strecke ist einfach spektakulär!

In Borgund angekommen gibt es gleich den nächsten Höhepunkt. Die Stabkirche, die wirklich von außergewöhnlich gutem Erhaltungszustand ist, und wo nötig so restauriert wurde, wie sie ursprünglich im 12. Jh. war (soweit nachvollziehbar). D.h. keine Fenster, wie sie meist im 16./17. Jahrhundert nachträglich eingefügt wurden und auch keine Sitzgelegenheit für die Besucher der Messe.


Neben der Kirche gibt es im Ticketoffice und Cafe auch noch eine recht informative Ausstellung zu Konstruktion und Geschichte der Stabkirche(n) (Borgund und im Allgemeinen).

Auf der Rückfahrt nehme ich erst wahr, wie lang und teils steil die Steigung eigentlich war, die ich auf dem Hinweg gefahren bin. Das oben Gesagte von wegen nachts auf's Fahrrad setzen, ist wirklich wörtlich zu nehmen...

Wie auch immer, ich komme noch rechtzeitig zur drei Uhr Fähre von Laerdal über Kaupanger nach Gudvangen. Auf dieser Strecke gibt es den dritten Höhepunkt des Tages, der Naerøyfjord

Der Sognefjord ist mit 204 Kilometern der längste Fjord der Welt und schneidet sich tief ins Landesinnere hinein. Dabei hat er einige spektakuläre “Seitenarme”. der Naerøyfjord ist einer davon, und er ist deshalb so spektakulär, weil er sehr eng ist, zum Teil nur 250m.

Eigentlich sind alle Arme des Sognefjords beeindruckende Beispiele für die Schönheit, die die Natur hervorbringen kann. Aber dieser bringt es nochmal auf den Punkt. Wirklich fantastisch. Auf den Bildern fehlt einfach die dritte Dimension, um einen wirklichen Eindruck zu vermitteln, definitiv ein weiterer Höhepunkt des Tages.


Auf der ca. dreistündigen Überfahrt habe ich mich einigen Tassen Tee und Kaffee aufgewärmt, denn insgesamt ist es doch recht kühl, gerade da man den Fjord ja auf Deck genießen will, und dabei den Wind und die Kälte leicht ignoriert.

In Gudvangen angekommen, mache ich mich auf die letzten ca. 15 Kilometer zu meinem heutigen Ziel, dem Stalheimhotel. Es geht zunächst durch das Naerøytal, auf flacher Strecke am Fluß entlang über die E16 Richtung Bergen. Das Tal ist wie schon der Fjord sehr eng, bzw. schmal und die Berge ragen nicht nur beiderseits steil empor, sondern sind auch sehr hoch, was eine beeindruckende Kulisse ergibt.

Obwohl die Strecke flach ist, und ich vorher drei Stunden auf der Fähre ausgeruht habe, merke ich das erste mal auf der gesamten Tour überhaupt, dass mein Kreislauf jetzt lieber flach im Bett liegen würde, als auf dem Fahrrad sich bewegende Beine zu durchbluten. Seltsam, aber ich glaube nach über 5000 Kilometern ist jetzt langsam Schluss. Zum Glück habe ich zwei Übernachtungen im Stalheimhotel, die meine liebe Kollegin Sanne für mich organisiert hat.


Das Stalheim Hotel ist eines der wenigen historischen, familiengeführten, Hotels Norwegens. Im Gegensatz zum Mundal Hotel zeichnet es sich nicht durch das historische Mobiliar und die individuelle Gestaltung der Zimmer aus, sondern durch seine fantastische Lage mit spektakulärer Aussicht auf das Naerøytal.


Jede spektakuläre Aussicht muss mit einem steilen Anstieg bezahlt werden. Das ist mir vorher klar. Aber was dann kommt ist doch härter wie gedacht.

Es gibt zwei Straßen zum Hotel, was ich aber erst mitkriege als ich schon oben bin. Leider. Denn die historische Serpentinenstraße, ist das härteste, was ich auf der Tour bis jetzt gefahren bin. Die Steigung liegt zwischen 15% und 20%.

Die Straße ist so steil, dass ich mich beim Fahren nach vorne beugen muss, da sonst das Fahrrad vorne hoch geht. Ich schaffe gerade zwei Serpentinen, dann muss ich Pause machen. Dann die nächsten zwei, dass ist unfassbar steil. 20%!! Der Puls geht auf 177, was mein Maximalpuls beim Fahrradfahren ist. Ich lasse ihn runtergehen auf unter 120 und nehme die nächsten zwei Serpentinen in Angriff. Und dann geht es einfach nicht mehr, die nächsten zwei Serpentinen schiebe ich. Ja schiebe. Das allererste mal nicht nur auf der Tour, sondern ich glaub überhaupt seit ich Fahrrad fahre schiebe ich ein Stück!

Es ist so steil, dass das Schieben nicht viel einfacher ist, als das Fahren, der Puls liegt gerade mal 15 Schläge niedriger. Hätte ich nicht über 11 Kilo in Trondheim nach Hause geschickt, wäre ich diese Straße definitiv heute nicht hochgekommen, weder durch Schieben noch durch Fahren.

Die nächsten zwei Serpentinen fahre ich wieder, dann wieder zwei schieben usw. (Ich weiß, dass du ein phänomenales Gedächtnis hast Sanne, aber mit den fünf Serpentinen, lagst du doch etwas daneben..., oder hast du die Straße von der anderen Seite gemeint?)

Die letzen Serpentinen und den dann folgnenden geraden Teil fahre ich wieder. Am Hotel angekommen, bin ich ziemlich fertig, gar nicht mal körperlich, die Erholung geht immer recht schnell, aber psychisch bin ich komplett leer. Und das von anderthalb Kilometern und gut 300 Höhenmetern.

Nach dem Einchecken im Hotel sitze ich in meinem Zimmer und starre aus dem Fenster auf die zugegeben schöne Aussicht. Im Gegensatz zum Nordkap, wo ich vor Erschöpfung und Freude über das erreicht Ziel, den Tränen wirklich nahe war, empfinde jezt keinerlei Freude und mir ist echt zum Heulen zumute. Ich brauch über eine viertel Stunde, bis der Kopf anfängt wieder zu funktionieren, die übliche Routine losgeht, mit Sachen auspacken, Laptop anschalten, Bilder und Daten aus dem Fahrradcomputer übertragen. Und dann nochmal ebenso lange Duschen, bis ich wieder halbwegs normal bin.

Ich weiß nicht, was es ist, ob mir die über 5000 Kilometer und 50000 Höhenmeter in den Knochen stecken, ob die Erkältung noch etwas ihren Tribut fordert, oder ob das einfach meine Grenze war. Eigentlich müsste ich frustriert sein, dass ich an ein paar Stellen geschoben habe, oder dass ich nicht einfach die andere Straße gefahren bin, die 8 bis 10 Prozent hätte ich einfach weggeschaltet. Bin ich aber nicht, sonder irgenwie nur leer.

Im Restaurant gibt es Buffet oder a la Carte. Vor vier Wochen hätte ich in der verbleibenden Stunde das komplette Buffet geräumt, aber trotz der Anstrengung habe ich dazu nicht die geringste Lust. (Vielleicht ist mir das ständige Aufstehen zum Essen holen zu aufwendig...).

Stattdessen entscheide ich mich für Wildmedallions mit Rosenkohl und Kartoffelmedallions. Warum ich das hier erwähne?

Das war das beste Essen auf der ganzen Reise. Jeder einzelne Teil schmeckt unglaublich gut. Was man mit Kartoffeln machen kann wusste ich bis heute nicht. Ich lasse mein Getränk stehen und verzichte auf den Kaffee, um mir den Geschmack nicht zu verderben, der sich für jedes Teil des Gerichts nicht nur ins Gedächtnis zurückrufen lässt, sondern auch in den Mund und dann auf der Zunge und am Gaumen zu schmecken und zu spüren ist. Ein Erlebnis. Eigentlich der fünfte Höhepunkt des Tages.

Den Vierten erlebe ich gerade beim Schreiben dieser Zeilen. Die Aussicht aus der Lounge des Hotels auf das Naerøytal. Im Hintergrund spielt ein Pianist, nicht so ein schäbiger Alleinunterhalter, der die Melodie von La Paloma zu den Midifiles auf seinem Synthie tippt, sondern ein “richtiger” Pianist. Das Repertoire ist Barmusik, aber schön gespielt, und mal eine Alternative zu Norah Jones...

Die Aussicht ist atemberaubend, das Tal ist eigentlich eine Schlucht. Noch etwas den Geschmack des Essens genießen, und dann einen Milchkaffe! Heute und morgen werde ich nichts anderes machen, als hier zu sitzen und auf das Tal zu schauen.

Sonntag, 29. Juli 2007

59 Mundal - Kaupanger

Wetter: bewölkt, trocken, mittags ein paar Sonnenstrahlen
Tageskilometer: 99
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 5025
Tages-Fahrzeit :4:49 h
Gesamte Fahrzeit: 248:23 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 20,5km/h
Tageshöhenmeter: 2730
Gesamt Höhenmeter: 48384
Maximalpuls: 163
Durschnittliche Pulsfrequenz: 136

Um den Fjord herum geht es wieder auf die 5 in Richtung Süden.
Es steht ein langer Tunnel bevor, der wohl bergauf geht. An der Maustation habe ich Glück, dass gerade auf der anderen Seite jemand abgefertigt wird, so dass mich niemand wahrnimmt und ich einfach an der Schranke vorbei fahren kann, denn schließlich darf ich hier gar nicht fahren.

Es geht immer nur bergauf, und nach einem kürzeren Tunnel von ca. 2,5 Kilometern länge gibt es etwas Licht und einen schönen Aussichtspunkt mit Blick auf den Fjaerlandsfjord.
Dann geht es in den 6,5 Kilometer langen Tunnel. Und es geht weiterhin konstant mit einer Steigung um die 5%, manchmal etwas mehr bergauf. Ich bin noch recht frisch, so dass die Beine gut arbeiten, aber Kilometer lang bergauf fahren ist schon sehr anstrengend, und ich zähle immer die Kilometerschilder im Tunnel runter.
Aber irgendwann ist auch der zu Ende, und ich komme in einem schönen Tal um einen Bergsee heraus, und es geht jetzt erst mal nur steil bergab.
Dann normaliesiert sich das Streckenprofil für ein paar Kilometer und die Fahrt wird durch den starken Gegenwind etwas eingebremst, bis es nochmal eine lange und steile Abfahrt hinunter nach Sogndal gibt. Ein insgesamt schöner, aber auch heftiger Streckenabschnitt mit ordenlicht Höhenmetern. Da Sonntag ist, ist in Sogndal nichts los und ich verzichte auf das geplante Essen, sondern fahre direkt weiter Richtung Urnes, wo es die älsteste erhaltene Stabkirche zu besichtigen gibt.

Nachdem es erst etwas am Fjord entlang geht, muss ich über einen Berg der in meiner Karte überhaupt nicht verzeichnet ist (letztlich ist in Norwegen alles Berge, hier gibt es keine flachen Gelände). Es geht ordentlich steil und lange den Berg hoch. Oben angekommen hoffe ich auf eine Hochebene und einen See, denn nach Urnes gelangt man über eine Fähre. Aber ich hätte in der Karte schon sehen können, dass da ein Fjordarm zwischen Solvorn und Urnes liegt, also all die schönen Höhenmeter in einer steilen Abfahrt wieder hinunter (und auf dem Rückweg wieder hinauf...)

Mit der Fähre geht es nach Urnes, wo es zur Kirche nochmal mit einer Steigung bis zur 20% hinauf geht. Zwei deutsche Reiseradler haben ihre Fahrräder unten stehen lassen und sind zu Fuß hinauf gegangen. Als sie mir bei der Fahrt hinauf zur Kirche begegnen ruft der eine “Bravo”, ich frage mich wie die hier durch die Berge kommen, da kann man nämlich das Fahrrad nicht unten stehen lassen!
Anyway, die Kirche ist hochinterressant und unterscheidet sich deutlich von der in Trondheim im Museum. Es gibt einige Besonderheiten an dieser Kirche, wo die ganze Kunst der Erbauer (und der Reichtum der Auftraggeber?) eindrucksvoll zu sehen ist. Auch die Führung ist sehr gut, wenn wir uns auch ein bisschen beeilen müssen, weil gleich der Gottesdienst beginnt, zu dem sich einige Norwegerinnen in traditioneller Kleidung sehr schick gemacht haben. Es findet glaub' ich eine Taufe statt.
Stabkirche in Urnes (die älsteste erhaltene)

Nach ein bisschen Warten geht es mit der Fähre wieder zurück, und nach einem ordentlichen Essen und einem Milchkaffee ist der Berg zurück nur noch ein Klacks. Naja jedenfalls komme ich oben an, und habe eine ordentlich Abfahrt zurück nach Sogndal.
Von Sogndal aus geht es weiter über die 5 nach Süden bis Kaupanger, auch hier gibt es wieder einen Berg zu überwinden, so dass insgesamt über 2700 Höhenmeter zu Buche stehen, und dass bei noch nicht mal 100 Kilometern.
Stabkirche in Kaupanger (die zweitgrößte)

In Kaupanger gibt es auf den Punkt gebracht nichts, kein Hotel und kein Restaurant, es ist kurz nach fünf und das Schiff nach Laerdal geht erst um viertel nach acht. Also fahre ich den Berg hoch zurück und überlege die kleine Fähre zu fahren, muss dann aber durch zwei Tunnel und sicherlich auch noch ein bisschen berghoch. So quartiere ich mich schließlich in an der Tankstelle im Motel ein. Kostet genauso viel wie eine Hütte, und Internet gibt's auch.

Samstag, 28. Juli 2007

58 Briksdal - Mundal

Wetter: bewölkt, starker Regen
Tageskilometer: 120
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 4926
Tages-Fahrzeit :5:42 h
Gesamte Fahrzeit: 243:34 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 21,0km/h
Tageshöhenmeter: 1535
Gesamt Höhenmeter: 45654
Maximalpuls: 167
Durschnittliche Pulsfrequenz: 133



Früh morgens auf dem Weg zum Frühstück, sehe ich als erstes nachdem ich aus dem Zimmer komme direkt den Wasserfall wie sich hunderte von Metern den Berg hinabstürzt, fantastisch.


Da stört mich auch das nasse Wetter nicht. Jedenfalls bis ich den ersten richtigen Sturz dieser Tour im wahrsten Sinne des Wortes hinlege.


Gleich nach der kleinen Abfahrt vom Hotel, muss ich über eine Brücke aus Holzplanken, die durch die Nässe glatt wie Schmierseife sind, und direkt darauf folgt eine Kurve, die ich durch das entgegenkommende Auto nicht ausfahren kann. Beim Bremsen geht das Rad hinten weg schneller als ich HS-33 sagen kann und so lege ich mich bei ca. Tempo 30 ordenlich auf die Schnauze.


Zum Glück hat das Fahrrad nichts abbekommen, alle Hände und Beine lassen sich einwandfrei bewegen und sonst tut auch nichts weh. Allerdings hat meine Lieblingsradhose (die lange Löffler) jetzt ein großes Loch am Knie.




Die ersten gut zwanzig Kilometer gehen wieder zurück durch das schöne Tal bis Olden, wo ich die 60 Richtung Westen fahre. Ab Olden fängt es richtig an zu regnen, und so kann ich nur erahnen, wie schön auch die andere Seite des Innvikfjords ist. Die Straße hat etwas mediterranes, was aber durch das Wetter nicht so zur Geltung kommt.


Nach ca. 25 Kilometern geht es ab Utvik Richtung Süden, und was die Karte schon erahnen lässt bewahrheitet sich, es geht ordentlich über den Berg. Und zwar fast 9 Kilometer lang steil bergauf (zwischen 6 und 10%).


Es regnet in Strömen und ich winde mich Serpentine um Serpentine den Berg hinauf. Es ist sehr anstrengend, macht aber auch irgendwie Spaß. Da ich recht schnell auf Höhe der Wolken bin, kann man den fantastischen Ausblick auf Tal und Fjord nur erahnen. Nach sieben Kilometern gibt es kleines Cafe und Hotel, das es nichts anderes gibt, gibt es Hamburger und Kuchen zum Mittagessen.


Nach weiteren zwei Kilometern bergauf habe ich den Gipel erreicht, der von einem Skilift gekrönt wird. Allerdings weiden hier im Sommer nur die Kühe. Auf der Abfahrt kann ich wegen des Regens und der schlechten Straße nicht sehr schnell fahren, so dass ich mit Dauerbremse fahre und die Felgen ordentlich auf Temperatur kommen.




Der Blick ins Tal, der sich auftut ist schlicht fantastisch, und ich bin froh, dass ein weiters Tal Richtung Süden abzweigt, denn so führt die Straße vielleicht mit mäßigem Höhenprofil durch das Tal anstatt über den nächsten Berg (und die sind alle schneebedeckt).



In Byrkjölo geht es auf die E39 Richtung Süden. Vorsichtshalber frage ich in der Touristinfo nach, ob ich die vor mir liegenden Tunnel mit dem Fahrrad fahren darf, die ernüchternde Antwort: nein.


Mist. Da aber mein Ziel Fjärland nur so zu erreichen ist, empfiehlt man mir den Bus zu nehmen. So fahre ich noch 20 Kilometer bis Skei um dort den Bus zu nehmen. Die Strecke führt durch ein sehr enges Tal, in dem nur die Straße und der Fluss Platz haben. Ansonsten weiden hier die Kühe, und stehen auch gerne mal auf der Straße. Der Wind peitscht mir heftig entgegen, so dass ich nicht besonders schnell vorwärts komme, dafür hat der Regen mittlerweile Normalmaß erreicht.




In Skei angekommen gibt es tatsächlich eine riesige Busstation, aber es stellt sich schnell heraus, dass wegen des Samstags der nächste Bus erst abends um halb zehn fährt. Es ist drei Uhr, und der Museumsbesuch im Gletschermuseum wäre für heute gecancelt.
Ich hatte die Regenklamotten schon ausgezogen, da ich auf die Busfahrt eingestellt war. Und beschließe einfach den Tunnel trotzdem zu fahren, wenn mich nicht gerade die Polizei anhält.
Der Regen macht tatsächlich Pause und so fahre ich die 5 weiter Richtung Süden, zunächst an einem See entlang, bei gemäßigtem Höhenprofil, allerdings kurz bevor der lange Tunnel anfängt, geht es nochmal eine 2,5 Kilometer lange Rampe mit 8% Steigung hoch. Hier steht noch nix von Fahrradverbot, und so kämpfe ich mich den Anstieg hoch, zur Belohnung gibt es nochmal eine herrliche Aussicht.




Das Fahrradverbotsschild ist kaum wahrnehmbar erst am Tunneleingang angebracht, man hätte tatsächlich die letzten 20 Kilometer mit der üblen Steigung am Schluss ganz umsonst gemacht...


Ich ziehe meine Stirnlampe an, die wenn man die Streulichtscheibe entfernt doch keine Funzel, esse noch zwei Chocolatecookies, weil ich gestern meine letzten Energieriegel gegessen habe und erwarte das Schlimmste.


Der Tunnel ist knapp 6,5 Kilometer lang, vielleicht geht es darin nur Steil bergauf, oder das Ding ist einspurig ohne Ausweichspur, oder die Luft ist zu schlecht für Radfahrer, was weiß ich.


Ich kann nur sagen, das war der beste Tunnel bis jetzt überhupt. Sechseinhalb Kilometer bergab, und im Tunnel gibt es endlich keinen Gegenwind mehr. Warum man den in diese Richtung nicht fahren darf ist mir völlig unklar.


Am Tunnelausgang geht es noch einmal ordentlich bergab zum Fjaerlandfjord. Und so erreiche ich das Museum noch rechtzeitig, so dass ich mir in Ruhe alles anschauen kann. Das Gletschermuseum ist echt klasse, einige Fragen zu Gletschern und Fjorden, die ich mir schon gestellt hattte werden hier sehr anschaulich beantwortet.


Außerdem gibt es einen virtuellen Hubschrauberflug über den ganzen Jostedalsbreen und alle seine Outletgletscher. Dabei kommt die gleicht 210° Spezialkamera zum Einsatz wie beim Nordkapfilm. Super. Auf jeden Fall sehenswert.


Nachtquartier finde ich im seit 1891 im Familienbesitz befindlichen Hotel Mundal. Ein sehr individuell gestaltetes Hotel mit ordentlich Tradition. Stilistisch im “schweizer” Stil (den es nur in Norwegen gibt, schon gar nicht in der Schweiz...), innen ein Sammelsurium unterschiedlicher Stile verschiedener Epochen.






Zur Begrüßung gibt es ein Glas Wein mit einem kurzen Vortrag zur Geschichte des Hotels, anschließend Vier-Gänge-Menü, das Zimmer ist klasse, die Aussicht auf den Fjord fantastisch, die Erkältung deutlich besser, herrlich, fast wie Urlaub.