Freitag, 29. Juni 2007

28 Palojoensuu - Karasjok

Wetter: Regen, nachts bwölkt mit etwas Sonne
Tageskilometer: 234
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 3066
Tages-Fahrzeit :11:27 h
Gesamte Fahrzeit: 153:29 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 20,4km/h
Tageshöhenmeter: 2057
Gesamt Höhenmeter: 25650
Maximalpuls: 155
Durschnittliche Pulsfrequenz: 127

Heute war ein fantastischer Tag. Einfach unbeschreiblich. Mit dem Fahrrad durch Lappland zu fahren ist einfach der Hammer!!
Aber der Reihe nach. Zunächst geht es noch eine Weile durch Finnland. Die Landschaft ist einfach wunderschön und scheint sich dabei immer etwas zu verändern.



Die Finnen sind eher wortkarg, aber von so einer vertrauenden Offenheit, dass man sich erst dran gewöhnen muss. Hier ist es einem peinlich wenn man das Fahrrad abschließt. Außerdem ist in Finnland offenbar alles deutlich günstiger, nicht nur als in Schweden, sondern auch als in Deutschland.

Nach 30 Kilometern mache ich eine kleine Pause, und sehe wie ein kleiner schwarzer Punkt den Berg hoch kriecht. Und siehe da, noch ein Nordkapfahrer. Ein Däne, der in Oslo gestartet ist. Wir plaudern ein bisschen, bevor er weiterfährt. Nachdem ich ihn wieder eingeholt habe, fahren wir ein bisschen zusammen, aber im Prinzip möchte jeder sein eigenes Ding fahren, in seinem Rhythmus. So mache ich mich am nächsten Berg davon.

An der Straße so mutterseelenallein findet sich ein gößerer Shop, mit Souveniers und Klamotten. Davor gibt's Kaffe und Kuchen für einen Euro (zusammen versteht sich). Der Kuchen ist lecker, und als ich gerade gehen will, kommt der Däne und auch ein weiterer Nordkapfahrer. Ich trinke noch einen Kaffee mit, muss aber dann weiter, weil mir kalt wird. Da mein Ziel heute nur Kautokeino ist, und die beiden noch etwas weiter fahren wollen, werde ich sie bestimmt nochmal treffen.
Bei Kivilampolo überquere ich die Grenze nach Norwegen. Je weiter man nach Norden kommt, desto mehr bergauf-bergab geht es. Die Landschaft, die sich dann vor mir auftut, ist einfach fantastisch. Hier kann man auch die legendäre “Weite” Lapplands sehen und spüren.

Traumhaft. Man hat zwar einige Höhenmeter zurückzulegen, aber hinter jedem Hügel erwartet einen eine neue Variation dieser unglaublichen Landschaft.
Irgendwann gelangt man nach einer Abfahrt in ein Flusstal, und Kautokeino deutet sich an.

Irgendwie musste ich spontan an Ushuaja denken. Ich fand die Stadt nicht wirklich einladend oder aufregend.. Aber das Museum hat gerade noch auf. Innen kein Vergleich mit dem großen Musseum in Jokkmokk, aber trotzdem interessant. Draußen sind einige typische alte samische Gebäude aufgebaut. Unter anderem so ein Erdhaus, dass innen ähnlich wie ein Samenzelt aussieht.



In einem der Häuschen backt ein Vater mit seinen Kindern Waffeln. Die Waffeln sind lecker, Kaffee gibt's auch und Matthias bringt mir samisch und norwegisch bei. (Übrigens kostet hier die Kaffee-Kuchen/Waffel Kombi das sechsfache wie vorhin in Finnland)

Hier will ich heute doch nicht bleiben, 107 Kilometer sind zurückgelegt, das mit dem Restaurant sieht auch nicht so toll aus, außerdem hatte ich ja gerade Waffeln, also kaufe ich etwas ein, esse im strömenden Regen eine Banane und fahre weiter.
Ich wollte eigentlich nur noch so 30 bis 40 Kilometer dranhängen, gerade weil es ab jetzt doch etwas steiler wird, aber da kommt nix mehr. Kein Campingplatz und die verzeichneten Orte sind lose Ansammlungen von drei, vier Häusern.
Zu essen habe ich dabei, und so überlege ich kurz irgendwo im Nassen mein nasses Zelt aufzuschlagen, um dann in nassen Klamotten in den feuchten Schlafsack zu steigen. Ich überlege nur kurz.
Ich beschließe solange Richtung Karasjok zu fahren, bis sich eine sinnvolle Übernachtungsmöglichkeit bietet.
Irgendwann nach einem letzten heftigen Platzregen hört es dann auf zu Regnen, die Landschaft übertrifft sich Kilometer um Kilometer selbst und ich beschließe es durchzuziehen.
Das Gesehene in sinnvolle Worte zu fassen, oder mit der Kamera zu erfassen ist zwecklos. Ich kann nur sagen mit dem Fahrrad durch Lappland zu fahren ist der Hammer!! Egal ob es regnet oder diesig ist, ob die Sonne scheint, du könntest schreien so gut ist das.




Irgendwann so ca. 50 Kilometer vor Karasjok, gibt's eine Hammerabfahrt, und richtig lang, ich schaffe 52,9 km/h. Danach führt die Strecke in einem Flusstal am Fluss entlang. (von wegen flach wie der Donauradweg, vergiss es...).
Eine neue Variante dieser herrlichen Landschaft.
Und irgenwann komme ich tatsächlich kurz vor ein Uhr nachts in Karasjok an. Und komme im Rica unter. Ein Traum von Luxus gegen das was ich bisher hatte. Als erstes wird gewaschen, dann der ganze nasse Kram zum trocknen aufgehängt, und jetzt freue ich mich nur noch auf's Frühstück morgen.
Die 230 Kilometer waren nicht geplant, aber ich find's ziemlich gut, dass die Knie mitgespielt haben, und es ist interessant zu sehen, dass da sogar noch Luft nach oben ist. Wobei elfeinhalb Stunden auf dem Fahrrad ist auch wirklich genug!

27 Vittangi - Palojoensuu

Wetter: wechselhaft, anfangs Regen
Tageskilometer: 140
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 2832
Tages-Fahrzeit :7:10 h
Gesamte Fahrzeit: 142:02 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 19,6km/h
Tageshöhenmeter: 1500
Gesamt Höhenmeter: 23593
Maximalpuls: 149
Durschnittliche Pulsfrequenz: 119


Kurz bevor es anfängt zu regnen schaffe ich es noch das Zelt abzubauen. Allerdings ist jetzt eh alles ziemlich feucht, so dass es keinen großen Unterschied mehr macht. Minimalziel heute ist Karesuando.
Die Strecke führt nach Norden, der Wind kommt zwar wieder von da, aber nur am Anfang so heftig, dass es sehr anstrengend ist. Später wechselt auch teilweise die Windrichtung. Die Landschaft ändert sich immer um Nuancen, und ich finde es immer noch faszinierend hier durch Lappland mit dem Fahrrad zu fahren.

Nach 50 Kilometer findet sich tatsächlich eine Art Restaurant in einer kleinen Kirchengemeinde, so dass es etwas “richtiges” zu essen gibt. Die nächsten 50 Kilometer sind wieder herrliche Landschaft, wenn auch der Charme durch das Wetter etwas rauh wirkt. Aber man könnte ständig stehen bleiben für einen Fotostop. Stehenbleiben führt dazu, dass sich die Mosquitos stark für das Fahrrad und den Fahrer interessieren. Und schnell haben sich einige versammelt, und je länger man stehen bleibt, desto mehr werden es.

Insgesamt muss ich sagen ist das mit den Mosquitos aber noch im Rahmen. Beim Fahren machen sie sich fast gar nicht bemerkbar, ansonsten kann man mit Ignorieren viel erreichen. Sie treten überhaupt erst seit Gällivare auf, vorher gab's praktisch gar keine. Man zieht halt lange Sachen an, und eine Mütze wenn das Haar schon etwas lichter ist, den Rest behandle ich mit Autan.

Ich habe heute mein erstes Rentier gesehen, ungefähr in 30, 40 Meter Entfernung ist es elegant auf die Straße stolziert. Hat fragend geschaut, und ist dann etwas auf mich zugekommen und wieder in der Wildnis verschwunden. Die Tierchen sind viel größer wie ich gedacht habe, außerdem dachte ich die kommen immer Rudelweise.
Der Gang war wirklich außergewöhnlich elegant, leicht und federnd.
In Karesuando angekommen, gibt es ein Motel, aber nachdem ich im Restaurant dort gegessen habe, hatte ich doch die Befürchtung die Zimmer könnten sein wie das Essen, außerdem habe ich erst 102 Kilometer auf dem Tacho, also fahre ich weiter.
Nach dem das Straßenschild nicht etwa Kautokeino anzeigt, sondern “Finland”, wird mir erst klar, dass ich ja schon an der Grenze zu Finland bin und Schweden eben verlasse. Fast symbolhaft erstrahlt ein riesiger Regenbogen von Schweden nach Finland, als ich den Fluss und damit die Grenze überquere.

Schweden ist wirklich ein besonders schönes Land, mit besonders freundlichen Menschen. Dazu mehr in einem Extrapost.
Da ich ja immer noch mitten in Lappland bin ändert sich durch den Landeswechsel zunächst nicht viel. Allerdings muss ich feststellen, dass die Finnen beim Straßenbau wenig ausgleichen, sondern den Hügeln folgen, so dass es einige heftige und steile Steigungen gibt, allerdings zur Belohnung auch wieder ebensolche Abfahrten.

Nach 140 Kilometer findet sich ein Campingplatz in Palojoensuu, die Hütte kostet 19,- EUR , die Sonne scheint, und zu Essen habe ich auch noch, herrlich.

26 Kalixälven - Vittangi

Wetter: Regen, kühl
Tageskilometer: 141
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 2692
Tages-Fahrzeit :7:01 h
Gesamte Fahrzeit: 134:52 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 20,0km/h
Tageshöhenmeter: 998
Gesamt Höhenmeter: 22093
Maximalpuls: 145
Durschnittliche Pulsfrequenz: 118

Um halb sieben fahre ich mit dem nassen Zelt im Gepäck los.

An der Gabelung von E10 und E45 entscheide ich mich doch für einen Abstecher nach Kiruna. Obwohl der Hinweg etwas mühselig ist, weil der Wind noch immer aus Norden weht und ich gestern doch etwas Kraft gelassen habe (außerdem regnet es ziemlich), hab' ich's nicht bereut. Neben der wirklich sehenswerten Holzkirche und dem umstrittenen Rathaus,




gibt es in Kiruna zwei Hauptattraktionen. Den Raumbahnhof Esrange und das Bergwerk. Eine Führung in Esrange wäre erst morgen möglich gewesen, schade. Aber das Bergwerk lasse ich mir nicht entgehen.
Kiruna besteht im Prinzip aus zwei Bergen, wovon an einen die Stadt gebaut ist. (Was beim Radfahren übrigens zu heftigen Steigungen führt...). Beide Berge wurden zunächst im Tagebau wegen ihres hochwertigen Eisenerzes ausgebeutet.

Heute wird nur noch einer abgebaut und zwar im Untertagebau. Seit dem Beginn des Untertagebaus 1962 haben die sich ganz schön weit in den Berg gegraben. Es gibt mittlerweile über 400 Straßenkilometer unter Tage.
Ich will nicht mit Details langweilen, und warum die Stadt wegen des Abbaus versetzt werden muss usw., aber die Grubentour ist echt lohnenswert. Mit dem Bus fährt man zur “Besuchergrube”, die ca. 500m unter Tage liegt.



Die Busfahrt ist schon ein Highlight. Die Straßen haben ein Gefälle von 10% und ich bin froh, dass ich nicht mit dem Fahrrad rein, und vor allem wieder raus fahren muss. Wir fahren etliche Kilometer bis wir unten angekommen sind.


Die einzelnen Führungsteile und der Film sind gut gemacht, informativ und interessant. Klar ein bisschen Werbung für die staatliche Betreibergesellschaft LKAB gibt's auch, aber da ich wegen der Reise alle meine Industriebeteiligungen in der Eisenverarbeitung abgestoßen habe, prallt die wirkunglos an mir ab.
Faszinierend finde ich auch, dass die mächtigen Maschinen, die für das Bohren der Sprenglöcher und für den Abtransport des Erzes zuständig sind, die aus dem Bürogebäude vor der Grube ferngesteuert werden.


Nach einem Abstecher in die Kirche mache ich mich auf den Weg zurück auf meine Route Richtung Nordkap.
Nach zunächst nochmal heftigem Regen, der mich aber nicht stört, denn jezt ist der Wind komplett aus dem Weg klart es dann doch nochmal auf, und die Sonne taucht das Land in ein goldenes Licht, wie sie es nur kann wenn sie aus dem Westen scheint. Es ergeben sich zum Teil spektakuläre Bilder, die man wohl nicht mit der Kamera erfassen kann.






Ich hätte noch Lust weiterzufahren, aber es ist halb Zehn und ich bin lange unterwegs, so nutze ich die Gelegenheit, als sich nach insgesamt 130 Tageskilometer ein kleiner Campingplatz am Torne Fluss findet, wo ich einfach mein Zelt aufbaue, da eh keine Rezeption mehr besetzt. Ist. Übrigens eine unglaublich schöne Gegend, was auch die Mosquitos so sehen...

25 Jokkmokk - Kalixälven (laaparanturvaara)

Wetter: bewölkt, teils Regen, sehr windig, kühl
Tageskilometer: 151
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 2551
Tages-Fahrzeit :8:51 h
Gesamte Fahrzeit: 127:51 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 17,1km/h
Tageshöhenmeter: 1404
Gesamt Höhenmeter: 21095
Maximalpuls: 150
Durschnittliche Pulsfrequenz: 127

Gestärkt vom gestrigen Rentiersteak (sehr lecker) mache ich mich auf den Weg Richtung Norden. Nachdem es gestern traumhaft schön war, hat sich das Wetter über Nacht geändert und es ist bewölkt und kühl. Vor allem aber windig.





Der Wind kommt aus dem Norden, das ist genau die Richtung in die ich fahre. Und die heute erreichten 150 Kilometer sind tatsächlich schwer erkämpft. Und zwar nicht Kilometer für Kilometer, sondern Meter für Meter. Selbst bergab muss ich schwer kämpfen, da der Wind einfach zu stark ist. Manchmal geht die Straße ein Stück ostwärts, dann geht es auf einmal ein paar hundert Meter richtig gut, aber schon an der nächsten Kurve ist das wieder vorbei.
Obwohl, ich schwer zu kämpfen habe, habe ich das erste mal so ein bisschen Abstand gefunden, die Distanz, die man ja gerade im Urlaub sucht, um die Akkus wieder aufzuladen und frische Ideen zu bekommen. Es ist einfach total geil, wenn einem bewusst wird, dass man eben mit dem Fahrrad durch Lappland fährt. (Ok, für den Sami der gerade mit dem Rad zur Arbeit fährt, kommt das vielleicht nicht so rüber...).






Das Land versucht sich von seiner bedrohlichen Seite zu zeigen, dunkle Wolken, Regenschauer, graue Schwaden an den Berghängen, auf denen noch teilweise Schnee liegt, aber es will ihm nicht recht gelingen. Zu schön ist es, und nach fast jeder Steigung die man überwunden hat, zeigt sich ein neuer faszinierender Anblick. Obwohl es keine “spektakulären” Szenerien gibt, bekommt man doch mehr von der Natur zu spüren als man sich das zunächst vorstellt. (im Falle des Gegenwindes mehr als mir lieb ist)




In Gällivare, dass ich nach 95 harten Kilometern erreiche gibt's wenig zu sehen. Dafür Smörgas im einzigen Laden der überhaupt aufhat. Der anschließende Cafe Latte ist recht grausam wie ungefähr 60% von denen, die ich bisher in Schweden getrunken habe. Ich stelle mir einfach vor es wäre einer von Anna's besten Cappucinos (die in Wahrheit eigentlich italienische Milchkaffe sind, aber bitte sagt's ihr nicht).
Hier zu übernachten habe ich keine Lust und auch die 100 steht noch nicht, also fahre ich weiter, zunächst ein Stück nach Osten fast ohne Gegenwind, herrlich, aber leider nur so 10 Kilometer, dann geht's wieder kämpfend im Schneckentempo weiter. Ab jetzt geht es auch teilweise recht ordentlich bergan, so dass am Ende fast neun Stunden harter Kampf gegen die Mächte der Natur zu buche stehen, naja so ähnlich jedenfalls...


Man sieht den Wind auf den Bildern nicht ;)









Zwischendurch treffe ich noch einen anderen Reiseradler, der von Kiruna kommt, wir plaudern kurz und tauschen unsere Adressen aus für die nächste gemeinsame Tour. Ist eigentlich erst der zweite Fernreiseradler den ich getroffen habe, ich habe vor Gävle mal ein Pärchen überholt, die waren aber extrem langsam und haben sich gerade gestritten, und dann war da noch ein Däne, der bis Alta geflogen ist, und dann vom Nordkap durch Schweden wieder zurück fährt.






Wie auch immer, an einem kleinen Parkplatz so ca. 70 km vor Kiruna, wo auch ein paar Wohnmobile parken habe ich mein Zelt aufgeschlagen und werde mich jetzt für einige Stunden in den Schlafsack kuscheln.


Sonntag, 24. Juni 2007

24 Jokkmokk


Wetter: sonnig, warm und windstill
Jokkmokk wird charakterisiert durch seine doppelreihige Birkenanpflanzung an der Hauptstraße, die zwei Holzkirchen und das Ajtte Museum.
Und vor allem durch Ruhe. Laut Reiseführer soll hier der Teufel los sein, da es als Ausgangspunkt für viele Wanderer und Explorer in die verschiedenen Nationalparks Lapplands gilt.
Von wegen, zwar ist Sonntag, aber der Ort (Stadt ist die falsche Bezeichnung), mit ca. 5500 Einwohnern ist wenig belebt. Sehenswert ist auf jeden Fall das Museum, dass die Geschichte der Sami und des Landes ausführlich und anschaulich darstellt.
Das Hotel Jokkmokk direkt am Talvatis See

Sonst steht heute nur ein bisschen relaxen, Fitnessraum, Sauna und Einkaufen auf dem Programm. Ich decke mich mit ordentlich komplexen Kohlehydraten (will heißen Knäckebrot und Haferkekse) und O-Saft ein, denn ab jetzt passen die Ortschaften, die kommen nicht mehr so recht zu den Tagesetappen, und die Distanzen werden größer.
Auch wenn keine Campingplätze mehr verzeichnet sind, gibt es sicherlich einige „unabhängige“, aber ich stelle mich auf wild campen ein und nehme entsprechend mehr zu essen mit.
Da die Sonne eh nicht untergeht, versuche ich meinen eigenen Rhythmus zu finden von Schlafen und Fahren und mal sehen wann ich in Kautokeino und später Karasjok ankomme. Kiruna werde ich spontan an der Teilung von 45 und 10 entscheiden.

Die Beschreibungen zum Reisen in Lappland klingen manchmal, als ob man sich jeden Meter mit dem Buschmesser durch gefährliche Wildnis kämpfen müsste, manchmal als ob das gößte Problem sei nicht auf der ermüdend langen Straße einzuschlafen. Ich kann's kaum erwarten meine eigene Erfahrung zu machen...

Samstag, 23. Juni 2007

23 Boden - Jokkmokk

Wetter: sonnig
Tageskilometer: 133
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 2400
Tages-Fahrzeit:5:47 h
Gesamte Fahrzeit: 119:00 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 23,1km/h
Tageshöhenmeter: 785
Gesamt Höhenmeter: 19691
Maximalpuls: 144
Durschnittliche Pulsfrequenz: 119

Da es gestern nichts mehr zu kaufen gab, mache ich mich mit 2 Litern Leitungswasser und meinen Energieriegeln auf den ca. 130 Kilometer langen Weg nach Jokkmokk. Dazwischen gibt es keine besonderen Punkte anzusteuern, so dass ich mir den Weg geistig in kleine Portionen einteile.



In der Nähe von Harads gibt es ein kleines Restaurant, das aber geschlossen hat, die freundliche Besitzerin lässt mich jedoch meine Trinkflaschen auffüllen und ein paar Kilometer weiter gibt es tatsächlich eine Pizzeria die auf hat.
Weitere 40 Kilometer bei Vuollerim gibt's eine Tankstelle wo man was kaufen kann, endlich O-Saft!

Landschaftlich deutet sich so langsam die Weite Lapplands an. Die 97 die ich fahre, führt an dem Luleälven entlang, ein durchaus mächtiger Fluss, das Flusstal ist weit, mit zum Teil unglaublich schönen Stellen.

Da es am Fluss entlang geht halten sich die Höhenmeter in Grenzen, erst so 40 Kilometer vor Jokkmokk geht es etwas mehr bergauf.
Offensichtlich ist Lappland auch Insektenland. Obwohl ich noch immer nicht mit den gefürchteten Moskitoschwärmen in Kontakt geraten bin, scheinen die seit Luleå schon immer mal aufgetretenen Riesenwespen hier langsam heimisch zu sein. Drei von diesen Teilen beschließen mich ein Stück meines Weges zu begleiten, was ich eigentlich nicht so klasse finde, da ich keine Ahnung habe, was das für Tiere sind ob die Stechen oder gar Menschenfleisch essen. Bis 25km/h fliegen sie immer mal wieder ihre Angriffe und ansonsten Flugshowformation. Ab 30km/h scheinen sie sich auf die Packtaschen zu setzen, um wenn es wieder bergauf geht, mit neuem Elan ihre Angriffe zu fliegen. Das geht mir nach einigen Kilometern ziemlich auf den Keks, und stresst noch dazu. Ob der heilige Franziskus wohl auch mit den Insekten geredet hat? Ich versuche es mit Drohen auf deutsch und auf englisch, allerdings ohne Erfolg. Erst nach 15 Kilometern sind die drei verschwunden. Sowas kenne ich nur aus schlechten Filmen. Ob die Schweden wohl Genexperimente machen?

Wie auch immer, auch dieser Tag bringt wieder einen landschaftlich sehr schönen Abschnitt, bei dem ich nun auch den Polarkreis überschritten habe.

In Jokkmokk angekommen verschmähe ich die 600,- SK Hütte des riesigen Campingplatzes, sondern quatiere mich im Hotel Jokkmokk ein, und weil die eine Sauna haben, und ich vernünftigerweise einen Pausentag machen sollte, buche ich gleich zwei Nächtte und werde jetzt einfach mal ein bisschen relaxen...

22 Byske - Boden

Wetter: sonnig und mild (17°)
Tageskilometer: 147
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 2267
Tages-Fahrzeit:5:59 h
Gesamte Fahrzeit: 113:13 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 24,6km/h
Tageshöhenmeter: 845
Gesamt Höhenmeter: 18906
Maximalpuls: 149
Durschnittliche Pulsfrequenz: 129

Etwas spät, so um 10 Uhr geht's diesmal zunächst nach Piteå, dort liegt die Riviera Nordschwedens, wegen der vielen Sonnentage und Sandstrände.
Da heute Feiertag, gibt es nur eine Pizzeria, wo es was zu Essen gibt. Dafür komme ich mit einem Angestellten ins Gespräch, und er bietet mir eine Unterkunft an, wenn ich denn bleiben wolle. Wirklich sehr nett, aber Piteå ist erst mal nur Durchgangsstation. Die Stadt selbst ist eher nicht so schön, die Leute hier sind aber dafür besonders nett.

Da heute mal fast gar kein Gegenwind ist, sondern der Wind meist von der Seite und später sogar von hinten kommt, habe ich nach ca. 50 Kilometern den Schnitt auf 25,8 km/h hochgefahren, und das bleibt ähnlich bis Luleå. Hier fahre ich nochmal die sechs Kilometer in die Stadt rein, denn die wollte ich mir schon immer mal anschauen, einfach weil es so ein markanter Punkt auf der Landkarte Schwedens ist.
Die Stadt ist nicht so ein Schätzchen wie Uppsala, aber symphatisch, und am Hafen kann ich mich von der Ostsee verabschieden, die extra deswegen in der Sonne zu glitzern und funkeln scheint. Seltsam, man kann stundenlang am Meer sitzen, ohne hinterher das schlechte Gefühl zu haben man hätte nichts getan.

Wegen des Feiertages ist Luleå bis auf einen mäßig besuchten Jahrmarkt komplett tot. Es gibt auch nichts zu essen oder zu essen zu kaufen. Letzte Rettung bleibt Fastfood von Max. Ich versuche mir das kleinste Übel herauszusuchen und fahre dann die 97 weiter Richtung Boden, meinem Ziel für heute.

Die Straße ist klasse zu fahren, der Wind kommt von hinten, und so steht am Ende des Tages ein Schnitt von 24,6 km/h. Das wird wohl der beste sein, den ich auf der gesamten Reise erreichen werde.

Auf dem Campingplatz gibt es nichts zu essen, und die Stadt ist genauso tot wie Luleå, so gibt es wieder Fastfood. Laxburger immerhin und O-saft und Zingo bis nix mehr geht. Ob das für die gut 130 Kilometer morgen reicht werden wir sehen...