Dienstag, 31. Juli 2007

61 Stalheim

Wetter: bewölkt, leichter Nieselregen



Das Frühstücksbuffet ist klasse, und mein Tagesplan heißt sitzen und gucken. Ich gebe zu, dass ich mit dem Gedanken spiele, den Schlussanstieg von gestern heute nochmal zu probieren.

Ich merke, dass die Reise jetzt einfach zu Ende ist, auch wenn ich noch etwas Zeit hätte um noch das eine oder andere in Südnorwegen zu besichtigen. Aber das wird Teil einer weiteren (deutlich kürzeren) Reise. Die wird auf jeden Fall nicht mit dem Fahrrad stattfinden!

Morgen geht es mit Bus und Bahn nach Bergen. Das war sowieso so geplant, denn ich möchte natürlich auch die Flømbahn fahren. Und dann ist Schluss. Fähre oder Flugzeug, dann eine Woche Erholung zu Hause, Fahrradpflege und Erkältung auskurieren, Volkornbrot und Pfefferminztee...

Das mit dem Schieben nagt an mir, wenn's auch nur wenig war, Schieben ist Schieben. Als auch noch die Sonne kurz zwischen den Wolken hindurchschaut, siegt der Ehrgeiz über die Vernunft. Ich ziehe meine kurze Radhose an, mache eine Trinkflasche halb voll und gehe zu meinem Fahrrad. Da ich den Tunnel nicht fahren darf, dort “heavy traffic” ist “not allowed, no way”, fahre ich nicht die “flache” Seite herunter, sondern die Serpentinen. Dort kommen mir Menschenmassen entgegen und ich frage mich schon wie ich durch die hindurch fahren soll.





Das Schild zeigt 18% über 1,6 Kilometer, und dort herunterzufahren ist fast genauso anstrengend wie hochfahren (laut Fahrradcomputer schwankt es zwischen 15% und 20%. Ich zähle die Serpentinen um es mir beim Hochfahren einteilen zu können, es müssten so um die knapp 15 sein (Es sind 13, wie ich jetzt weiß). Ich nehme mir vor erst 4 am Stück, dann einmal drei, wenn's geht zweimal, und dann immer zwei.

Allerdings komme ich nur 6 Serpentinen weit hinunter, und dann bietet sich dieses Bild:




Manchmal ist das Schicksal schlauer wie man selbst. Der Weg ist nicht nur für Fahrradfahrer zu steil, sondern auch für die Busse. Einen hat es hier erwischt, und der ganze Weg steht voll mit den Bussen dahinter. Hier kann ich weder hoch noch runter fahren.

Aber seltsamerweise muss ich das gar nicht mehr. Die Tatsache, dass sogar der Bus hier nicht hochgekommen ist, gibt mir irgendwie das Gefühl, dass es in Ordnung war hier ein Stück zu schieben. Diese Straße ist einfach die Grenze von dem was geht. Der Trollstigen ist dagegen eine holländische Flachetappe.

Ich gehe die sechs Serpentinen wieder hinauf und hole die Kamera um das fotografisch zu dokumentieren. (Es tut mir leid für den Busfahrer (und den Busunternehmer, der den Stress und die Kosten hat...), aber selten hat das Pech eines anderen so zu meinem Wohlbefinden beigetragen).
Nachdem ich die Bilder gemacht habe schiebe ich noch eine Serpentine hinauf, und da sich die Völkerwanderung, bestehend aus den Businsassen der am Hang stehenden Busse, etwas gelichtet hat, steige ich auf's Fahrrad und fahre die restlichen Serpentinen im 3. Gang hoch. Die Italiene,r die sich zu Fuß den Berg hochschleppen zeigen mir den Vogel oder feuern mich an.
Warum ich so grinsen muss beim Fahren verstehen die natürlich nicht, aber ich merke einfach, dass der Berg ohne Gepäck “lässig” drin ist. Nachdem ich in den 2.Gang zurück muss, schalte ich hoch und sprinte das letzte Stück im stehen, hier sind es nur noch so zwischen 12 und 15 Prozent.

So kommt endlich wieder die Zufriedenheit zurück, die mir gestern verloren gegangen ist, und ich muss mich nicht auf einer 5000 Kilometer Tour wegen 1,5 Kilometern grämen. Diese Straße ist die Grenze, aber ohne Gepäck und einigermaßen frisch kann ich man sie fahren, auch wenn es eine Tortur ist. Auch für die Busse ist die Straße grenzwertig, normalerweise kommen sie hoch, aber wenn der Fahrer einen Fehler macht dann eben nicht.

Wie auch immer, jetzt ist Schluss mit Fahrradfahren.

Der Gedanke übrigens, dass man hier oben abgeschieden von der Welt sei (ich musste anfangs an den “Zauberberg” von Thomas Mann denken, fehlt nur noch der Doc, der einen krankschreibt) erweist sich schnell als Irrtum.
Auch wenn durch die Blockade in den Serpentinen heute nicht so viele Busse kommen, so kommen doch Schubweise immer wieder Horden von Menschen in die Panoramalounge und den Aussichtspunkt davor. Auf dem Parkplatz vor dem Hotel werden die Busse durch einen Anweiser geparkt.



Manchmal sitzt man aber auch praktisch allein in der Lounge, mit der fantastischen Aussicht auf das Tal.



Theoretisch gibt es hier sogar WLAN für mein Laptop aber das funktioniert momentan nicht, ist nicht das erste mal auf der Reise und hier oben fast schon angenehm. Genauso wie die Tatsache, dass es hier keine Fernseher auf dem Zimmer gibt, dafür aber sehr große Fenster...

Blick aus dem Zimmer:


Blick vom Aussichtspunkt vor dem Hotel:

60 Kaupanger - Stalheim

Wetter: bewölkt, leichter Nieselregen
Tageskilometer: 76
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 5101
Tages-Fahrzeit :3:39 h
Gesamte Fahrzeit: 252:02 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 20,8km/h
Tageshöhenmeter: 1663
Gesamt Höhenmeter: 50047
Maximalpuls: 177
Durschnittliche Pulsfrequenz: 131

Heute gab es nochmal vier Höhepunkte dieser Reise, einer ist auch gleichzeitig ein Tiefpunkt.

Nachdem es ein Missverständnis mit meiner Zimmerwirtin bezüglich der Abfahrten der Fähre gab, was ich aber abends noch rausfinde, da ich glücklicherweise Internet auf dem Zimmer habe, denke ich mir “slow down things a little bit” und beschließe lange zu schlafen, keine Tunnel zu fahren und stattdessen mit der Fähre um 10 von Kaupanger nach Laerdal zu fahren.

Ich bin überpünktlich, eine halbe Stunde zu früh, die Fähre hingegen ist ein ganzes Stück zu spät, so dass ich schon zweifle ob die überhaupt noch fährt, da es ja mittlerweile eine andere Strecke mit kurzer Fähre und Tunnel gibt. Schließlich kommte sie aber doch, und die Fahrt durch den Laerdalfjord ist sehr sehr schön.

Von Laerdal geht es zunächst über die 5 und dann die E16 Richtung Oslo. (auch nur noch drei Tagesetappen weg, bin schon ganz schön weit im Süden...). Ziel ist Borgund, wo die am besten und originalsten erhaltene aller Stabkirchen steht.

Es geht zunächst recht flach durch ein sehr enges Tal mit mächtig Steil aufragenden Berghängen zu beiden Seiten. Nachdem das Tal zu Ende zu sein schein, geht es recht schmal zwischen zwei Bergen hindurch in ein weiteres Tal, hier steigt die Strecke mit einer Steigung so um vier, fünf Prozent ziemlich konstant an. Die wird einfach weggeschaltet. Ich glaube mittlerweile kann man mich nachts um drei auf's Fahrrad setzen und ich würde einfach losfahren, egal ob bergauf, gerade oder bergab, die Beine arbeiten wie von selbst, völlig losgelöst vom Rest.

Nach einer Weile gelangt die Straße an einen Tunnel und ein Schild verweist auf die “historic road”. Die war weder im Reiseführer erwähnt, noch auf der Karte verzeichnet. Ich zögere kurz, “historic” kann auch heißen “extrem steil”. In diesem Falle aber nicht, und es stellt sich heraus, dass einer der schönsten Streckenabschnitte der Reise überhaupt kommt. Eng am Fels entlang, auf der anderen Seite der Fluß, wild und teils reißend, dann wieder steiler wilder Berghang. Fantastisch! An einer Stelle hat der Fluß eine tiefe Schlucht gegraben, das Wasser ist glasklar, und bricht sich an den Stellen wo durch die Unebenheiten im Untergrund Wirbel entstehen seltsam weich und rund.

Es geht ständig bergauf, am Ende der zehn Kilometer bis Borgund recht steil mit ca. 8%, aber die Strecke ist einfach spektakulär!

In Borgund angekommen gibt es gleich den nächsten Höhepunkt. Die Stabkirche, die wirklich von außergewöhnlich gutem Erhaltungszustand ist, und wo nötig so restauriert wurde, wie sie ursprünglich im 12. Jh. war (soweit nachvollziehbar). D.h. keine Fenster, wie sie meist im 16./17. Jahrhundert nachträglich eingefügt wurden und auch keine Sitzgelegenheit für die Besucher der Messe.


Neben der Kirche gibt es im Ticketoffice und Cafe auch noch eine recht informative Ausstellung zu Konstruktion und Geschichte der Stabkirche(n) (Borgund und im Allgemeinen).

Auf der Rückfahrt nehme ich erst wahr, wie lang und teils steil die Steigung eigentlich war, die ich auf dem Hinweg gefahren bin. Das oben Gesagte von wegen nachts auf's Fahrrad setzen, ist wirklich wörtlich zu nehmen...

Wie auch immer, ich komme noch rechtzeitig zur drei Uhr Fähre von Laerdal über Kaupanger nach Gudvangen. Auf dieser Strecke gibt es den dritten Höhepunkt des Tages, der Naerøyfjord

Der Sognefjord ist mit 204 Kilometern der längste Fjord der Welt und schneidet sich tief ins Landesinnere hinein. Dabei hat er einige spektakuläre “Seitenarme”. der Naerøyfjord ist einer davon, und er ist deshalb so spektakulär, weil er sehr eng ist, zum Teil nur 250m.

Eigentlich sind alle Arme des Sognefjords beeindruckende Beispiele für die Schönheit, die die Natur hervorbringen kann. Aber dieser bringt es nochmal auf den Punkt. Wirklich fantastisch. Auf den Bildern fehlt einfach die dritte Dimension, um einen wirklichen Eindruck zu vermitteln, definitiv ein weiterer Höhepunkt des Tages.


Auf der ca. dreistündigen Überfahrt habe ich mich einigen Tassen Tee und Kaffee aufgewärmt, denn insgesamt ist es doch recht kühl, gerade da man den Fjord ja auf Deck genießen will, und dabei den Wind und die Kälte leicht ignoriert.

In Gudvangen angekommen, mache ich mich auf die letzten ca. 15 Kilometer zu meinem heutigen Ziel, dem Stalheimhotel. Es geht zunächst durch das Naerøytal, auf flacher Strecke am Fluß entlang über die E16 Richtung Bergen. Das Tal ist wie schon der Fjord sehr eng, bzw. schmal und die Berge ragen nicht nur beiderseits steil empor, sondern sind auch sehr hoch, was eine beeindruckende Kulisse ergibt.

Obwohl die Strecke flach ist, und ich vorher drei Stunden auf der Fähre ausgeruht habe, merke ich das erste mal auf der gesamten Tour überhaupt, dass mein Kreislauf jetzt lieber flach im Bett liegen würde, als auf dem Fahrrad sich bewegende Beine zu durchbluten. Seltsam, aber ich glaube nach über 5000 Kilometern ist jetzt langsam Schluss. Zum Glück habe ich zwei Übernachtungen im Stalheimhotel, die meine liebe Kollegin Sanne für mich organisiert hat.


Das Stalheim Hotel ist eines der wenigen historischen, familiengeführten, Hotels Norwegens. Im Gegensatz zum Mundal Hotel zeichnet es sich nicht durch das historische Mobiliar und die individuelle Gestaltung der Zimmer aus, sondern durch seine fantastische Lage mit spektakulärer Aussicht auf das Naerøytal.


Jede spektakuläre Aussicht muss mit einem steilen Anstieg bezahlt werden. Das ist mir vorher klar. Aber was dann kommt ist doch härter wie gedacht.

Es gibt zwei Straßen zum Hotel, was ich aber erst mitkriege als ich schon oben bin. Leider. Denn die historische Serpentinenstraße, ist das härteste, was ich auf der Tour bis jetzt gefahren bin. Die Steigung liegt zwischen 15% und 20%.

Die Straße ist so steil, dass ich mich beim Fahren nach vorne beugen muss, da sonst das Fahrrad vorne hoch geht. Ich schaffe gerade zwei Serpentinen, dann muss ich Pause machen. Dann die nächsten zwei, dass ist unfassbar steil. 20%!! Der Puls geht auf 177, was mein Maximalpuls beim Fahrradfahren ist. Ich lasse ihn runtergehen auf unter 120 und nehme die nächsten zwei Serpentinen in Angriff. Und dann geht es einfach nicht mehr, die nächsten zwei Serpentinen schiebe ich. Ja schiebe. Das allererste mal nicht nur auf der Tour, sondern ich glaub überhaupt seit ich Fahrrad fahre schiebe ich ein Stück!

Es ist so steil, dass das Schieben nicht viel einfacher ist, als das Fahren, der Puls liegt gerade mal 15 Schläge niedriger. Hätte ich nicht über 11 Kilo in Trondheim nach Hause geschickt, wäre ich diese Straße definitiv heute nicht hochgekommen, weder durch Schieben noch durch Fahren.

Die nächsten zwei Serpentinen fahre ich wieder, dann wieder zwei schieben usw. (Ich weiß, dass du ein phänomenales Gedächtnis hast Sanne, aber mit den fünf Serpentinen, lagst du doch etwas daneben..., oder hast du die Straße von der anderen Seite gemeint?)

Die letzen Serpentinen und den dann folgnenden geraden Teil fahre ich wieder. Am Hotel angekommen, bin ich ziemlich fertig, gar nicht mal körperlich, die Erholung geht immer recht schnell, aber psychisch bin ich komplett leer. Und das von anderthalb Kilometern und gut 300 Höhenmetern.

Nach dem Einchecken im Hotel sitze ich in meinem Zimmer und starre aus dem Fenster auf die zugegeben schöne Aussicht. Im Gegensatz zum Nordkap, wo ich vor Erschöpfung und Freude über das erreicht Ziel, den Tränen wirklich nahe war, empfinde jezt keinerlei Freude und mir ist echt zum Heulen zumute. Ich brauch über eine viertel Stunde, bis der Kopf anfängt wieder zu funktionieren, die übliche Routine losgeht, mit Sachen auspacken, Laptop anschalten, Bilder und Daten aus dem Fahrradcomputer übertragen. Und dann nochmal ebenso lange Duschen, bis ich wieder halbwegs normal bin.

Ich weiß nicht, was es ist, ob mir die über 5000 Kilometer und 50000 Höhenmeter in den Knochen stecken, ob die Erkältung noch etwas ihren Tribut fordert, oder ob das einfach meine Grenze war. Eigentlich müsste ich frustriert sein, dass ich an ein paar Stellen geschoben habe, oder dass ich nicht einfach die andere Straße gefahren bin, die 8 bis 10 Prozent hätte ich einfach weggeschaltet. Bin ich aber nicht, sonder irgenwie nur leer.

Im Restaurant gibt es Buffet oder a la Carte. Vor vier Wochen hätte ich in der verbleibenden Stunde das komplette Buffet geräumt, aber trotz der Anstrengung habe ich dazu nicht die geringste Lust. (Vielleicht ist mir das ständige Aufstehen zum Essen holen zu aufwendig...).

Stattdessen entscheide ich mich für Wildmedallions mit Rosenkohl und Kartoffelmedallions. Warum ich das hier erwähne?

Das war das beste Essen auf der ganzen Reise. Jeder einzelne Teil schmeckt unglaublich gut. Was man mit Kartoffeln machen kann wusste ich bis heute nicht. Ich lasse mein Getränk stehen und verzichte auf den Kaffee, um mir den Geschmack nicht zu verderben, der sich für jedes Teil des Gerichts nicht nur ins Gedächtnis zurückrufen lässt, sondern auch in den Mund und dann auf der Zunge und am Gaumen zu schmecken und zu spüren ist. Ein Erlebnis. Eigentlich der fünfte Höhepunkt des Tages.

Den Vierten erlebe ich gerade beim Schreiben dieser Zeilen. Die Aussicht aus der Lounge des Hotels auf das Naerøytal. Im Hintergrund spielt ein Pianist, nicht so ein schäbiger Alleinunterhalter, der die Melodie von La Paloma zu den Midifiles auf seinem Synthie tippt, sondern ein “richtiger” Pianist. Das Repertoire ist Barmusik, aber schön gespielt, und mal eine Alternative zu Norah Jones...

Die Aussicht ist atemberaubend, das Tal ist eigentlich eine Schlucht. Noch etwas den Geschmack des Essens genießen, und dann einen Milchkaffe! Heute und morgen werde ich nichts anderes machen, als hier zu sitzen und auf das Tal zu schauen.

Sonntag, 29. Juli 2007

59 Mundal - Kaupanger

Wetter: bewölkt, trocken, mittags ein paar Sonnenstrahlen
Tageskilometer: 99
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 5025
Tages-Fahrzeit :4:49 h
Gesamte Fahrzeit: 248:23 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 20,5km/h
Tageshöhenmeter: 2730
Gesamt Höhenmeter: 48384
Maximalpuls: 163
Durschnittliche Pulsfrequenz: 136

Um den Fjord herum geht es wieder auf die 5 in Richtung Süden.
Es steht ein langer Tunnel bevor, der wohl bergauf geht. An der Maustation habe ich Glück, dass gerade auf der anderen Seite jemand abgefertigt wird, so dass mich niemand wahrnimmt und ich einfach an der Schranke vorbei fahren kann, denn schließlich darf ich hier gar nicht fahren.

Es geht immer nur bergauf, und nach einem kürzeren Tunnel von ca. 2,5 Kilometern länge gibt es etwas Licht und einen schönen Aussichtspunkt mit Blick auf den Fjaerlandsfjord.
Dann geht es in den 6,5 Kilometer langen Tunnel. Und es geht weiterhin konstant mit einer Steigung um die 5%, manchmal etwas mehr bergauf. Ich bin noch recht frisch, so dass die Beine gut arbeiten, aber Kilometer lang bergauf fahren ist schon sehr anstrengend, und ich zähle immer die Kilometerschilder im Tunnel runter.
Aber irgendwann ist auch der zu Ende, und ich komme in einem schönen Tal um einen Bergsee heraus, und es geht jetzt erst mal nur steil bergab.
Dann normaliesiert sich das Streckenprofil für ein paar Kilometer und die Fahrt wird durch den starken Gegenwind etwas eingebremst, bis es nochmal eine lange und steile Abfahrt hinunter nach Sogndal gibt. Ein insgesamt schöner, aber auch heftiger Streckenabschnitt mit ordenlicht Höhenmetern. Da Sonntag ist, ist in Sogndal nichts los und ich verzichte auf das geplante Essen, sondern fahre direkt weiter Richtung Urnes, wo es die älsteste erhaltene Stabkirche zu besichtigen gibt.

Nachdem es erst etwas am Fjord entlang geht, muss ich über einen Berg der in meiner Karte überhaupt nicht verzeichnet ist (letztlich ist in Norwegen alles Berge, hier gibt es keine flachen Gelände). Es geht ordentlich steil und lange den Berg hoch. Oben angekommen hoffe ich auf eine Hochebene und einen See, denn nach Urnes gelangt man über eine Fähre. Aber ich hätte in der Karte schon sehen können, dass da ein Fjordarm zwischen Solvorn und Urnes liegt, also all die schönen Höhenmeter in einer steilen Abfahrt wieder hinunter (und auf dem Rückweg wieder hinauf...)

Mit der Fähre geht es nach Urnes, wo es zur Kirche nochmal mit einer Steigung bis zur 20% hinauf geht. Zwei deutsche Reiseradler haben ihre Fahrräder unten stehen lassen und sind zu Fuß hinauf gegangen. Als sie mir bei der Fahrt hinauf zur Kirche begegnen ruft der eine “Bravo”, ich frage mich wie die hier durch die Berge kommen, da kann man nämlich das Fahrrad nicht unten stehen lassen!
Anyway, die Kirche ist hochinterressant und unterscheidet sich deutlich von der in Trondheim im Museum. Es gibt einige Besonderheiten an dieser Kirche, wo die ganze Kunst der Erbauer (und der Reichtum der Auftraggeber?) eindrucksvoll zu sehen ist. Auch die Führung ist sehr gut, wenn wir uns auch ein bisschen beeilen müssen, weil gleich der Gottesdienst beginnt, zu dem sich einige Norwegerinnen in traditioneller Kleidung sehr schick gemacht haben. Es findet glaub' ich eine Taufe statt.
Stabkirche in Urnes (die älsteste erhaltene)

Nach ein bisschen Warten geht es mit der Fähre wieder zurück, und nach einem ordentlichen Essen und einem Milchkaffee ist der Berg zurück nur noch ein Klacks. Naja jedenfalls komme ich oben an, und habe eine ordentlich Abfahrt zurück nach Sogndal.
Von Sogndal aus geht es weiter über die 5 nach Süden bis Kaupanger, auch hier gibt es wieder einen Berg zu überwinden, so dass insgesamt über 2700 Höhenmeter zu Buche stehen, und dass bei noch nicht mal 100 Kilometern.
Stabkirche in Kaupanger (die zweitgrößte)

In Kaupanger gibt es auf den Punkt gebracht nichts, kein Hotel und kein Restaurant, es ist kurz nach fünf und das Schiff nach Laerdal geht erst um viertel nach acht. Also fahre ich den Berg hoch zurück und überlege die kleine Fähre zu fahren, muss dann aber durch zwei Tunnel und sicherlich auch noch ein bisschen berghoch. So quartiere ich mich schließlich in an der Tankstelle im Motel ein. Kostet genauso viel wie eine Hütte, und Internet gibt's auch.

Samstag, 28. Juli 2007

58 Briksdal - Mundal

Wetter: bewölkt, starker Regen
Tageskilometer: 120
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 4926
Tages-Fahrzeit :5:42 h
Gesamte Fahrzeit: 243:34 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 21,0km/h
Tageshöhenmeter: 1535
Gesamt Höhenmeter: 45654
Maximalpuls: 167
Durschnittliche Pulsfrequenz: 133



Früh morgens auf dem Weg zum Frühstück, sehe ich als erstes nachdem ich aus dem Zimmer komme direkt den Wasserfall wie sich hunderte von Metern den Berg hinabstürzt, fantastisch.


Da stört mich auch das nasse Wetter nicht. Jedenfalls bis ich den ersten richtigen Sturz dieser Tour im wahrsten Sinne des Wortes hinlege.


Gleich nach der kleinen Abfahrt vom Hotel, muss ich über eine Brücke aus Holzplanken, die durch die Nässe glatt wie Schmierseife sind, und direkt darauf folgt eine Kurve, die ich durch das entgegenkommende Auto nicht ausfahren kann. Beim Bremsen geht das Rad hinten weg schneller als ich HS-33 sagen kann und so lege ich mich bei ca. Tempo 30 ordenlich auf die Schnauze.


Zum Glück hat das Fahrrad nichts abbekommen, alle Hände und Beine lassen sich einwandfrei bewegen und sonst tut auch nichts weh. Allerdings hat meine Lieblingsradhose (die lange Löffler) jetzt ein großes Loch am Knie.




Die ersten gut zwanzig Kilometer gehen wieder zurück durch das schöne Tal bis Olden, wo ich die 60 Richtung Westen fahre. Ab Olden fängt es richtig an zu regnen, und so kann ich nur erahnen, wie schön auch die andere Seite des Innvikfjords ist. Die Straße hat etwas mediterranes, was aber durch das Wetter nicht so zur Geltung kommt.


Nach ca. 25 Kilometern geht es ab Utvik Richtung Süden, und was die Karte schon erahnen lässt bewahrheitet sich, es geht ordentlich über den Berg. Und zwar fast 9 Kilometer lang steil bergauf (zwischen 6 und 10%).


Es regnet in Strömen und ich winde mich Serpentine um Serpentine den Berg hinauf. Es ist sehr anstrengend, macht aber auch irgendwie Spaß. Da ich recht schnell auf Höhe der Wolken bin, kann man den fantastischen Ausblick auf Tal und Fjord nur erahnen. Nach sieben Kilometern gibt es kleines Cafe und Hotel, das es nichts anderes gibt, gibt es Hamburger und Kuchen zum Mittagessen.


Nach weiteren zwei Kilometern bergauf habe ich den Gipel erreicht, der von einem Skilift gekrönt wird. Allerdings weiden hier im Sommer nur die Kühe. Auf der Abfahrt kann ich wegen des Regens und der schlechten Straße nicht sehr schnell fahren, so dass ich mit Dauerbremse fahre und die Felgen ordentlich auf Temperatur kommen.




Der Blick ins Tal, der sich auftut ist schlicht fantastisch, und ich bin froh, dass ein weiters Tal Richtung Süden abzweigt, denn so führt die Straße vielleicht mit mäßigem Höhenprofil durch das Tal anstatt über den nächsten Berg (und die sind alle schneebedeckt).



In Byrkjölo geht es auf die E39 Richtung Süden. Vorsichtshalber frage ich in der Touristinfo nach, ob ich die vor mir liegenden Tunnel mit dem Fahrrad fahren darf, die ernüchternde Antwort: nein.


Mist. Da aber mein Ziel Fjärland nur so zu erreichen ist, empfiehlt man mir den Bus zu nehmen. So fahre ich noch 20 Kilometer bis Skei um dort den Bus zu nehmen. Die Strecke führt durch ein sehr enges Tal, in dem nur die Straße und der Fluss Platz haben. Ansonsten weiden hier die Kühe, und stehen auch gerne mal auf der Straße. Der Wind peitscht mir heftig entgegen, so dass ich nicht besonders schnell vorwärts komme, dafür hat der Regen mittlerweile Normalmaß erreicht.




In Skei angekommen gibt es tatsächlich eine riesige Busstation, aber es stellt sich schnell heraus, dass wegen des Samstags der nächste Bus erst abends um halb zehn fährt. Es ist drei Uhr, und der Museumsbesuch im Gletschermuseum wäre für heute gecancelt.
Ich hatte die Regenklamotten schon ausgezogen, da ich auf die Busfahrt eingestellt war. Und beschließe einfach den Tunnel trotzdem zu fahren, wenn mich nicht gerade die Polizei anhält.
Der Regen macht tatsächlich Pause und so fahre ich die 5 weiter Richtung Süden, zunächst an einem See entlang, bei gemäßigtem Höhenprofil, allerdings kurz bevor der lange Tunnel anfängt, geht es nochmal eine 2,5 Kilometer lange Rampe mit 8% Steigung hoch. Hier steht noch nix von Fahrradverbot, und so kämpfe ich mich den Anstieg hoch, zur Belohnung gibt es nochmal eine herrliche Aussicht.




Das Fahrradverbotsschild ist kaum wahrnehmbar erst am Tunneleingang angebracht, man hätte tatsächlich die letzten 20 Kilometer mit der üblen Steigung am Schluss ganz umsonst gemacht...


Ich ziehe meine Stirnlampe an, die wenn man die Streulichtscheibe entfernt doch keine Funzel, esse noch zwei Chocolatecookies, weil ich gestern meine letzten Energieriegel gegessen habe und erwarte das Schlimmste.


Der Tunnel ist knapp 6,5 Kilometer lang, vielleicht geht es darin nur Steil bergauf, oder das Ding ist einspurig ohne Ausweichspur, oder die Luft ist zu schlecht für Radfahrer, was weiß ich.


Ich kann nur sagen, das war der beste Tunnel bis jetzt überhupt. Sechseinhalb Kilometer bergab, und im Tunnel gibt es endlich keinen Gegenwind mehr. Warum man den in diese Richtung nicht fahren darf ist mir völlig unklar.


Am Tunnelausgang geht es noch einmal ordentlich bergab zum Fjaerlandfjord. Und so erreiche ich das Museum noch rechtzeitig, so dass ich mir in Ruhe alles anschauen kann. Das Gletschermuseum ist echt klasse, einige Fragen zu Gletschern und Fjorden, die ich mir schon gestellt hattte werden hier sehr anschaulich beantwortet.


Außerdem gibt es einen virtuellen Hubschrauberflug über den ganzen Jostedalsbreen und alle seine Outletgletscher. Dabei kommt die gleicht 210° Spezialkamera zum Einsatz wie beim Nordkapfilm. Super. Auf jeden Fall sehenswert.


Nachtquartier finde ich im seit 1891 im Familienbesitz befindlichen Hotel Mundal. Ein sehr individuell gestaltetes Hotel mit ordentlich Tradition. Stilistisch im “schweizer” Stil (den es nur in Norwegen gibt, schon gar nicht in der Schweiz...), innen ein Sammelsurium unterschiedlicher Stile verschiedener Epochen.






Zur Begrüßung gibt es ein Glas Wein mit einem kurzen Vortrag zur Geschichte des Hotels, anschließend Vier-Gänge-Menü, das Zimmer ist klasse, die Aussicht auf den Fjord fantastisch, die Erkältung deutlich besser, herrlich, fast wie Urlaub.

Freitag, 27. Juli 2007

57 Nes - Briksdal

Wetter: bewölkt, Regen, mittags etwas Sonne
Tageskilometer: 79
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 4806
Tages-Fahrzeit :3:38 h
Gesamte Fahrzeit: 237:52 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 21,8km/h
Tageshöhenmeter: 795
Gesamt Höhenmeter: 44119
Maximalpuls: 166
Durschnittliche Pulsfrequenz: 135


Um kurz vor sieben geht es weiter die 15 Richtung Westen am Hornindalssee entlang. Die Strecke ist wie immer in Norwegen landschaftlich sehr schön, und das Höhenprofil moderat.




Dann geht es über einen Berg zum Imvikfjord.
Die Steigung ist zwar lang aber mit ca. 5% recht moderat und nach einer ordentlichen Abfahrt kann ich das grünste Fjordgrün bestaunen, das ich bis jetzt gesehen habe. Dagegen ist der Greigangerfjord eine trübe Brühe. Unglaublich! Es wirkt regelrecht künstlich, sieht aber klasse aus, im Kontrast zu den Bergen rundherum.

Da ich so früh bin kann ich in Stryn im Hotel noch ein Frühstücksbuffet genießen, und dann geht es weiter über die 60 nach Olden. Auf dem Campingplatz vorher gab es schon Infomaterial zum Brikdalsgletscher, und so weiß ich, dass es am Ende vom Tal ein Hotel gibt. Da ich immer noch meine Erkältung auszukurieren suche, plane ich dort eine Übernachtung ein, auch wenn die Etappe dann nur so 80 Kilometer lang sein wird. Tatsächlich ist noch ein Zimmer frei und der Preis ist sensationell niedrig (für norwegische Verhältnisse). Anscheinend ist das hier eine sehr günstige Gegend, denn schon das Frühstück in Stryn hat nur etwas mehr als die Hälfte gekostet wie sonst üblich.

Von der 60 mache ich mich also auf den Weg Richtung Briksdal. Die Strecke führt durch ein Tal, und es ist sicherlich eines der schönsten Täler Norwegens. Herrlische Landschaft, mit einem See so grün wie der Fjord, rauschendem Schmelzwasserfluss, idyllisch gelegenen Farmen, und sogar die Sonne findet zeitweise ein Loch in den Wolken um das ganze in goldenem Glanz erscheinen zu lassen.

Zwischendurch gerate ich an den ersten unbeleuchteten Tunnel. Da mein Frontlicht nicht mehr vorhanden ist, fahre ich erst mal mutig rein, um dann plötzlich in völliger Dunkelheit das Fahrrad gerade noch anhalten zu können, bevor ich gegen die Wand fahre. Zum Glück funktioniert das Rücklicht noch und hat eine Standlichtfunktion, so kann ich meine Stirnlampe aus der Tasche kramen, die sich aber als Funzel erweist. Nachdem mich ein Wohnmobil überholt hat, kann ich wenigstens erkennen wo es denn so ungefähr lang geht und nach zwei Kurven ist der Spuk auch schon vorbei.
Es kommt noch ein zweiter in der Art, diesmal montiere ich die Stirnlampe vorher, man lernt ja doch dazu.
Die letzten Kilometer gibt es noch mal ordentlich Gegenwind, aber ich habe schon einen ersten Blick auf den Gletscher.
Zum Hotel muss man noch mal einen knappen Kilometer eine ordentlich Steigung von ca. 10% mit einem 16% Sahnehäubchen fahren, belohnt wird man aber mit einem Zimmer mitten in der gewaltigen Berglandschaft, umringt von Wasserfällen und Sturzbächen, direkt am Fußweg zum Gletscher.
Schnell geduscht und die Fahrradklamotten aus, und dann mit dem “Trollauto” Richtung gletscher. Den Fußmarsch spare ich mir, denn außer Fahrradfahren, das mittlerweile einfach ein weiterer Aggregatzustand meines Körpers ist, geht nix.
Der Weg führt an einem mächtigen Wasserfall vorbei, dessen Spray uns ordentlich duscht, ziemlich nahe an den Gletschersee heran, so dass nur so ca. 10 min Fußmarsch vor mir liegen.
Die Landschaft drumherum ist beeindruckend schön, und dann zeigt er sich in seiner ganzen Pracht. Der Brikdalsgletscher ist ein Outletgletscher des riesigen Jostedalsgletschers und windet sich steil den Berg hinab.

Ich gehe bis zur Absperrung und genieße den Anblick eine Weile, viele ignorieren das Warnschild und maschieren, teils mit ihren Kindern bis an den Gletscher. Wie dämlich das ist weiß ich nicht erst seit der Hubschrauberaktion am Svartissengletscher. But anyway, die Faszination des Eises scheint einfach enorm, und die ewige Ruhe unter dem “ewigen” Eis zu finden ist immerhin eine spektakuläre Variante.

Auf dem Rückweg vom Gletscher fängt es ordentlich an zu Regnen, nachdem vorher für fast eine Stunde die Sonne etwas geschienen hat. Dabei wird mir auch einiges klar, was die verwirrende Vielfalt der Windrichtungen beim Fahrradfahren betrifft. Der Regen peitscht von einer Minute auf die andere in völlig verschiedene Richtungen. Hier ist es endlich mal direkt sichtbar, was ich beim Fahren schon die ganze Zeit vermutet habe.

Der Fahrer des “Trollwagens” ist ein Farmer aus dem Tal, der in der Sommersaison diesen Job macht, und wir unterhalten uns während der Fahrt recht ausführlich, so dass ich endlich mal einen guten Eindruck bekomme, wie die Leute denn in diesen idyllisch gelegenen Häuschen am Fjord oder See eigentlich heute leben.

Im Hotel angekommen gibt's erst mal lecker Rentierfilet, was nicht erwähnenswert wäre, wenn das Restaurant nicht so spektakulär liegen würde. Ich weiß gar nicht wo ich mich hinsetzen soll, denn von jedem Platz aus scheint man einen anderen sensationellen Ausblick zu haben. Das Essen kann da nicht ganz mithalten, ist aber irgendwie egal.

Das Fahren scheint besser gegen die Erkältung zu wirken wie das rumlungern im Bett, allerdings ist der Puls immer so 10 bis 15 Schläge höher wie normal und man wird ordentlich müde. Deshalb geht es früh ins Bett.

56 Ålesund - Nes

Wetter: vormittags sonnig, nachmittags bewölkt, teilweise Regen
Tageskilometer: 100
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 4727
Tages-Fahrzeit :4:39 h
Gesamte Fahrzeit: 234:14 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 21,5km/h
Tageshöhenmeter: 1357
Gesamt Höhenmeter: 43324
Maximalpuls: 170
Durschnittliche Pulsfrequenz: 145




Ich hab' absolut keine Lust mehr im Hotelzimmer rumzulungern, um die blöde Erkältung auszukurieren, so dass ich beschließe mein “Krankenlager” etwas südlich Richtung Bergen zu verlegen und eine “regenerative Etappe” zu fahren.

Die ersten 5 Kilometer sind übel und ab da geht es einwandfrei. Außer dass ich etwas langsamer fahre als eigentlich drin wäre, und der Puls etwas höher ist als normal, ist es eigentlich wie immer, und es ist klasse endlich mal wieder auf dem Rad zu sitzen, ist schließlich schon eine Woche her.

In Norwegen scheint es keine wirklich belanglosen oder gar häßliche Strecken zu geben. So ist auch der Weg über die 136 nach Süden sehr sehr schön. Es liegen zwei Fähren auf dem Weg, die allerdings alle halbe Stunde fahren, also kein Problem.



Die Fahrt geht meist am Fjord entlang, bzw. durch ein vom Gletscher geformtes U-Tal. Auch wenn der Geirangerfjord die Hauptattraktion ist, die anderen Fjorde stehen dem eigentlich nicht wirklich nach. Die Landschaft am Dalsfjorden ist mindestens genauso spektakulär. Und den kennt man eher nicht.









Nach einer langen Steigung und einer schönen Abfahrt kommt die Abzweigung zur 15 nach Osten, wo ich nach einigen Kilometern eher aus Vernunftgründen eine Hütte auf dem Campingplatz nehme, obwohl ich noch gut weiterfahren könnte.

Mittwoch, 25. Juli 2007

54/55 Ålesund

Wetter: bewölkt, nachmittags Regen

Leider ist die Erkältung recht hartnäckig und so muss ich zwei Nächte verlängern. Da ich aber keine Lust habe den ganzen Tag im Bett zu liegen, mache ich eine Rundfahrt, die ziemlich genau die Strecke abdeckt, die ich in den nächsten Tagen mit dem Rad gefahren wäre.

Zunächst geht es mit dem Bus nach Magerholm und von dort durch den Hjørund Fjord mit dem Fährschiff nach Leknes. Der Hjørundfjorden ist zwar tourischtisch noch nicht so überlaufen wie etwa Geiranger, aber ein ausgesprochen schöner und “wilder” Fjord.






Von Leknes geht es wieder mit dem Bus nach Hellesylt. Die Strecke ist fantastisch. Ich genieße es im Bus durch diese traumhafte Landschaft zu schweben, wünsche mir aber trotz der langen Steigung manchmal, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Es geht mir fast zu schnell.




Wir fahren bis Hellesylt, wo wir in der Peer Gynt Gallerie den Lunch zu uns nehmen. Nach dem der Tourguide kurz den Inhalt von Ibsens Schauspiel zusammengefasst hat, werfen wir noch einen Blick auf die Szenen die der Künstler ... in 13jähriger Arbeit in Holz geschnitzt hat. Wirklich beeindruckend.




Von Hellesylt aus fahren wir mit einem Katamaran durch den berühmten Geirangerfjord nach Geiranger. Der Fjord trägt seinen Ruhm sicherliche zu Recht, das Wasser ist auch bei dem etwas grieseligen Wetter grün wie kein Zweiter, beeindruckend fallen die Felswände steil ins Wasser, Sturzbäche und Wasserfälle stürzen in den Fjord, fantastisch.






Sich “plötzlich” in touristisch so erschlossenem Gebiet zu bewegen fühlt sich recht seltsam an. Während der Stunde Aufenthalt in Geiranger laufe ich ziemlich iritiert durch die Souveniershops, die vor allem bevölkert sind von Italienern und Deutschen die mit zwei großen Kreuzfahrtschiffen hier angkommen sind. Ich kann auch nicht verhindern, dass ich fast sowas wie Verachtung für die Leute spüre, die sich mit dem Bus auf den Aussichtsberg hochkarren lassen um sich dann mit den Leihfahrrädern wieder runterrollen zu lassen.




Das ist natürlich Quatsch, denn das kann ja tierisch spaß machen. Wie auch immer, von Geiranger geht es mit dem Bus weiter nach Eidsdal, wo es mit einer kleinen Fähre weiter nach Linge geht. Dazu müssen wir zunächst die Adlerstraße hochfahren, in steilen Serpentinen windet sich die Straße den Berg hoch.




Was für eine Tortur das mit dem Fahrrad wäre, aber so sitze ich bequem im Bus und genieße die sensationelle Aussicht. An einer der höchsten Stellen ist ein Aussichtspunkt eingerichtet, aber leider sind da heute schon die Wolken, so dass man nichts sieht.
Die Strecke bis Eidsdal ist sehr sehr schön, und auch hier würde ich am liebsten aussteigen und mit dem Fahrrad weiterfahren, obwohl es regnet....


Nachdem wir mit der Fähre nach Linge übergesetzt haben, fahren wir zunächst an Obstplantagen und Erdbeerfeldern vorbei immer weiter die 63 Richtung Nordost.
Dieser Teil der Strecke ist sicherlich einer der schönsten Strecken Norwegens.




Das Wasser hat dieses Tal geprägt, und am eindrucksvollsten kann man das am “Gudbrandsjuvet beobachten, wo das Wasser eine tiefe Kluft in den Stein getrieben hat. Fantastisch!

Doch der Höhepunkt liegt noch vor uns, denn nachdem wir die ganze Zeit, zum Teil recht steil, bergauf gefahren sind, geht vom höchsten Punkt der Trollstigen in elf Serpentinen steil bergab.
Dies ist sicherlich einer der Höhepunkte der ganzen Reise überhaupt! Es ist schwer zu beschreiben, denn der Trollstigen (die Trollleiter) ist kein normaler Gebirgspass. Wenn man den höchsten Punkt von der anderen Seite erreicht hat, befindet man sich am Ende eines langen schmalen Tales. In einem engen Halbkeis fallen die mächtigen Bergwände mit dunklem fast grauschwarzen Gestein steil einige hunder Meter ab.

Und in diesem Talende windet sich die Straße mit Steigungen, bzw. Gefälle von 10 bis 12 Prozent in engen Serpentinen, teils über einen Wasserfall, hinab (bzw. hinauf). Durch das düstere Wetter wirkt alles noch viel finsterer und bedrohlicher. Und die Busfahrt über den Trollstigen ist ein sensationelles Erlebnis, weil man aus der erhöhten Sitzposition direkt hunderte von Metern ins Tal blickt. Fantastisch!

In jeder Serpentine wechsle ich auf die andere Seite des Busses (wir sind zu fünft im 50 Mann Bus...). Am liebsten hätte ich, dass wir gerade wieder hinauf und nochmal hinunter fahren.
Ob ich hier Lust hätte mit dem Fahrrad hochzufahren weiß ich nicht so recht. Das Gefühl oben anzukommen wäre bestimmt super, aber 18 Kilometer im ersten Gang gegen die Steigung und das Wetter bei relativ viel Verkehr zu kämpfen hat auch was von Selbstkasteiung. Ist letztlich auch nur Theorie, denn ich sitze im Bus und besser kann man den Trollstigen nicht erleben.
Wir fahren die 63 weiter, bis sie auf E136 trifft, um dann einen kurzen Abstecher nach Süden zu machen, denn dort gibt es nach ein paar Kilometern noch die mächtige Trollwand zu bestaunen. eine der höchsten Felswände überhaupt. 1000 Meter senkrecht hoch!

Dann geht es wieder zurück nach Norden bis Åndalsnes. Mit dem Katamaran geht es weiter nach Molde, wo ich auch mit der Hurtigruta schon mal kurz anglegt hatte, und von dort weiter nach Ålesund, wo die Rundfahrt zu Ende ist.

Im Hotel angekommen lege ich mich sofort ins Bett, um die Erkältung wegzuschlafen, was aber irgendwie nicht funktionieren will.
55 Mittwoch 25.07.2007
Außer dem Gang zur Apotheke und zum Mittagessen, ist nur Schonung angesagt...